
Rennen 1
Das erste Rennen der Saison war eine recht klare Angelegenheit für Titelverteidiger Jochen Hahn. Anfangs konnte Steffi Halm dem Polesetter zwar noch Paroli bieten, doch als es in die Kurzanbindung ging, hatte sich der Iveco-Pilot durchgesetzt und fuhr von da an einem eindeutigen Sieg entgegen. Genauso klar holte sich Halm den zweiten Podiumsplatz. Dahinter ging es dann jedoch ganz eng zu. Lange Zeit sah es so aus, als könne Lenz seinen dritten Platz, den er gleich beim Start erobert hatte, auch nach Hause fahren. Gekonnt parierte der junge MAN-Pilot sämtliche Attacken von Altmeister Körber. Hinter den beiden Deutschen wartete allerdings ein Quartett mit Smith, Lacko, Kiss und José Rodrigues nur darauf, von dem Duell der beiden Kampfhähne vor ihnen profitieren zu können. Etwa Mitte des Rennens drückte sich Körber schließlich bei der Einfahrt in die Kurzanbindung mit seinem Iveco innen an Lenz vorbei und war nun Dritter. Lenz musste sich anschließend der Attacken von Smith erwehren, während das restliche Trio wie im Gänsemarsch folgte. Plötzlich schwächelte der Engländer allerdings, wurde zunächst von Lacko und dann auch von den restlichen Verfolgern überholt. Nun also hatte Lenz den Buggyra von Lacko formatfüllend im Rückspiegel, und der Tscheche blies dann auch gleich zum Angriff. Kurz vor Rennende zog Lacko schließlich auch am Lenz-MAN vorbei, und setzte anschließend sogar noch Körber kräftig unter Druck. Mit zwei Zehntel Vorsprung rettete der Iveco-Pilot schließlich seinen Podiumsplatz vor Lacko ins Ziel. Knapp hinter Lenz auf dem 5. Platz passierten Kiss, José Rodrigues und Lokalmatador Altenstrasser schließlich die Ziellinie. Der Iveco-Pilot war noch an dem immer weiter zurückgefallenen Smith vorbeigezogen, und hatte sich mit dem 8. Platz die Pole für das zweite Tagesrennen gesichert. Hinter dem Engländer kam Altmeister Albacete auf den 10. Platz und holte sich damit den letzten FIA-Punkt. Der neu geschaffene Promoters-Cup, als Nachfolge der früheren TRO-Sponsors-Challenge, ging an José Rodrigues vor seinem Vater Eduardo (MAN) und dem jungen deutschen tankpool24-Piloten André Kursim (Mercedes).
Rennen 2
Wenn jemand am heutigen Morgen erklärt hätte, der Tag würde bei strahlendem Sonnenschein enden, hätte man stark daran gezweifelt. Wer aber gesagt hätte, José Rodrigues würde nach seiner Rückkehr in die FIA European Truck Racing Championship gleich sein zweites Rennen gewinnen, dem hätte man wohl kaum Glauben geschenkt. Tatsächlich hatte bei der Konstellation, Altenstrasser auf der Pole und Rodrigues auf dem zweiten Startplatz, alles doch eher für einen Podiumsplatz des Österreichers ausgesehen – aber es kam ganz anders. Es war ja schon etwas überraschend, dass José Rodrigues auf der Außenbahn den Start knapp gewinnen konnte, und noch überraschender war, dass er sich dann sogar auch noch von Altenstrasser absetzte. Während der Portugiese also weiter an Boden gewann, musste sich der Lokalmatador permanent der Attacken einer von Lenz angeführten Verfolgergruppe erwehren. Doch auch der junge Deutsche sah sich ständiger Angriffe von hinten ausgesetzt. Schon in der Anfangsphase kam er nach einem leichten Kontakt mit Kiss von der Ideallinie ab, und fiel gleich um eine Position zurück. Wenig schonend ging anschließend auch Körber mit dem jungen MAN-Piloten um, was Lenz einige Runden später gleich noch einmal ein paar Plätze kostete. Während sich nun also Kiss an Altenstrasser versuchte, vergrößerte José Rodrigues seinen Vorsprung an der Spitze. Nachdem der ungarische tankpool24-Pilot etwa Mitte des Rennens schließlich auch Altenstrasser „geknackt“ hatte, erging es dem Österreicher so wie zuvor Lenz, auch der Iveco-Pilot verlor anschließend gleich mehrere Plätze. Vorn war José Rodrigues mit seinem MAN zwischenzeitlich soweit enteilt, dass selbst die mit den nominell wesentlich stärker eingestuften Kiss, Körber, Lacko, Hahn und Halm besetzte Verfolgergruppe ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Rund 4 Sekunden hinter dem Sieger passierte dieses Quintett wie an einer Perlenschnur aufgereiht im Halbsekunden-Abstand schließlich die Ziellinie. Hinter Steffi Halm kam Albacete auf dem 7.Rang ein vor Lenz, Altenstrasser und Kursim, der sich mit dem 10.Platz den letzten FIA-Punkt sicherte. Der Promoters-Cup ging ein zweites Mal an José Rodrigues vor Kursim und dem holländischen Scania-Piloten Erwin Kleinnagelvoort. Nach dem ersten Renntag führt Titelverteidiger Hahn mit 26 Punkten die Gesamtwertung an, gefolgt von Halm und Körber (jeweils 20), Lacko (17), Kiss (15) José Rodrigues (14) und Lenz (11).
Rennen 3
Steffi Halm nutzte den Vorteil der Pole ganz souverän, fuhr die erste Kurve ganz eng innen an und übernahm so gleich die Führung vor Hahn. Bevor sich das Verfolgerfeld richtig formieren konnte, krachte es schon nach einer halben Runde äußerst heftig. Kurz nach der Einfahrt in die Kurzanbindung waren sich gleich mehrere Trucks ins Gehege gekommen und schossen zum Teil durchs Kiesbett. Nachdem die riesige Staubwolke etwas verflogen war, erkannte man ein ziemlich durcheinander gewürfeltes Fahrerfeld – Körber und Kiss fanden sich so plötzlich ganz hinten wieder. Wie mit Messern zwischen den Zähnen versuchten die früheren Europameister wieder Anschluss ans Mittelfeld zu bekommen. Doch gerade dabei zeigte sich, wie ausgeglichen das Truckracing-Feld derzeit ist, die beiden Toppiloten konnten nur sehr mühsam Boden gutmachen. Derweil zog das Spitzenduo unbehelligt seine Runden und entfernte sich nach und nach immer weiter von seinem ärgsten Verfolger, Antonio Albacete. Dem folgten wiederum José Rodrigues und Lacko jeweils auch mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Um den sechsten Rang gab es anfangs noch leichte Scharmützel zwischen Kursim und Lenz. Nachdem Letzterer dann allerdings erst einmal am Mercedes vorbeigezogen war, gewann er auch schnell ein paar Meter. Kursim dagegen spürte schon bald Gefahr von hinten aufkommen in Gestalt des Duos Alen Draganovic (Buggyra Freightliner) und Smith. Nachdem Chaos bei dem Crash in der ersten Runde hatte sich der Slowene plötzlich im Mittelfeld wieder gefunden. Körber und Kiss näherten sich währenddessen wieder schrittweise den Punkterängen. Nachdem der Ungar den Iveco hatte passieren können, hatte der tankpool24-Pilot ein klares Ziel vor Augen, den achten Rang und damit die Pole für das Folgerennen. Auf den Positionen drei bis sechs tat sich nicht mehr viel, die Abstände waren einfach zu groß. Nur an der Spitze hätte noch ein Wechsel stattfinden können, schließlich trennte die beiden Trucks nicht einmal eine halbe Sekunde. So konzentrierte sich das ganze Geschehen auf das Trio Kursim, Smith und Draganovic, sowie der Aufholjagd von Kiss. Drei Runden vor Schluss schließlich kamen sich der Engländer und der Slwowene derart heftig ins Gehege, dass beide Trucks stark beschädigt just an der Stelle, wo es auch schon in der ersten Runde gekracht hatte, im Kiesbett steckenblieben. Das Rennen wurde abgebrochen, und gewertet wurde der Zieldurchlauf eine Runde zuvor. Steffi Halm brauchte um ihren Sieg also nicht mehr zu zittern, Kiss’ Aufholjagd kam über den zehnten Rang nicht mehr hinaus. Hinter Lenz blieb Kursim Siebter und der achte Platz, die Pole für das Abschlussrenen, ging an Smith vor Draganovic. Die Teamwertung gewann das Team Reinert Adventure (Halm / Lenz) vor Truck Sport Bernau-Reboconort (Albacete / José Rodrigues) und „Die Bullen von Iveco Magirus“ (Hahn / Körber).
Rennen 4
Das letzte Rennen des Wochenendes war vor insgesamt 18.000 Zuschauern von Ausfällen geprägt. Schon im ersten Tagesrennen hatte Altenstrasser im Rennen wegen technischer Probleme die Segel streichen müssen – bis zum Start des Abschlussrennens war der Iveco nicht mehr rennfertig geworden. Auch der Unfallschaden am MAN von Smith aus dem Rennen zuvor war auf die Schnelle nicht zu beheben, sodass das 15er-Feld schon vor dem Start um zwei Trucks geschrumpft war. Der Ausfall des Engländers hatte allerdings auch entscheidende Bedeutung für den weiteren Rennverlauf, denn eigentlich hätte Smith ja die Pole inne gehabt. Diese Position blieb nun aber frei, die Aufgabe des Tempomachers fiel nun an Kursim. Der Mercedes-Pilot lag auf der Außenbahn, Lenz, vom dritten Platz aus gestartet, auf der Innenbahn, und dort hatte der MAN-Pilot infolge des Ausfalls von Smith freie Bahn. Schon vor der ersten Kurve lag Lenz vor Kursim. Auch bevor es in die Kurzanbindung ging, lag der MAN eindeutig in Führung. Kursim dagegen hatte Lacko an der Stoßstange kleben. Und genau an der Stelle, an der es zuvor ja gleich zweimal gekracht hatte, gab es wieder nun eine dicke Staubwolke. Kursims tankpool24-Teamkollege Kiss dümpelte anschließend langsam über den Rasen weiter. Wegen eines Federbruchs war er – ohne weitere „Feind“einwirkung – im Kiesbett gelandet. Das war der dritte Ausfall. Auf die Situation an der Spitze hatte das aber weiter keine Auswirkungen, da kebbelten sich Kursim und Lacko weiter um den ersten Verfolgerplatz. In der langgezogenen Rechtskurve vor der Zielgeraden kam der Mercedes-Pilot von der Ideallinie ab, Lacko nutzte die Chance und zog mit seinem Freightliner direkt vorbei. Nun hatte Kursim die Siegerin des ersten Rennens, Steffi Halm, im Nacken. In der nächsten Runde war es dann auch soweit, der Reinert-Racing-MAN schien einfach einen Tick schneller als der Mercedes. Halm lag nun auf der 3. Position, Kursim knapp dahinter. Aber nur wenig später verlor der blaue MAN bei der Zufahrt auf die Kurzanbindung plötzlich massiv an Speed und rollte dann dort, wo es auf Grand-Prix-Strecke geht, langsam aus – Federbruch. Das war der vierte Ausfall. Kursim war wieder Dritter, doch der Überraschungssieger des gestrigen Tages, José Rodrigues, begann sofort zu attackieren. Genau im Scheitelpunkt der Kurzanbindung berührten sich der portugiesische MAN und der tankpool24-Mercedes kräftig. Beide Trucks kamen von der Piste ab und pflügten anschließend durchs Kiesbett. Während der Portugiese sofort wieder Fahrt aufnehmen konnte, blieb der Mercedes mit blockiertem Getriebe hängen. Doch auch der MAN war so stark beschädigt, dass er nur noch bis in die Pitlane fuhr. Das waren die Ausfälle fünf und sechs – dabei blieb es dann aber auch. Jochen Hahn hatte jetzt freie Fahrt zur Verfolgung des Duos an der Spitze, Lenz und Lacko. Über vierzehn Runden hatte Lenz die Führung behaupten können. Zuletzt waren die Attacken des Tschechen immer massiver geworden, dennoch hatte der junge MAN-Pilot immer wieder die Führung verteidigen können. Aber wie das oft so ist im Leben, wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte, in diesem Fall Titelvertediger Hahn. Als Lacko mit ganzem Einsatz seines Freightliners an Lenz vorbeiging, tat sich eine kleine Lücke auf, die Hahn sofort nutzte, um die Führung vor Lacko und Lenz zu übernehmen. So passierte das Spitzen-Trio am Ende auch die Ziellinie. Albacete und Körber kamen auf den Plätzen vier und fünf ein. Sechster wurde Draganovic vor dem Engländer Terry Ribbon (MAN), Scania-Pilot Erwin Kleinnagelvoort (NLD) und dem Portugiesen Eduardo Rodrigues (MAN). Sieger der Teamwertung wurden „Die Bullen von Iveco Magirus“ (Hahn / Körber) vor Buggyra Racing 1969 (Lacko / Draganovic) und Team Reinert Adventure (Halm / Lenz).
Quelle: truckracing.de