Qualifying
Am Morgen war der Himmel über Madrid total zugezogen, das war so ziemlich das Gegenteil von dem, was die Wetterfrösche vorhergesagt hatten. Doch die Fans ließen sich davon nur wenig beeindrucken und strömten schon im Halbdunkeln in Richtung des Circuito del Jarama. Auch gelegentliche leichte Regentropfen konnten der guten Stimmung auf den Tribünen nichts anhaben. Local Hero Antonio Albacete, der die Streckenführung ja nun auch im Schlaf kennt, fuhr zudem dann auch noch mit seinem Cepsa-MAN in beiden Umläufen des Freien Trainings Bestzeit der insgesamt 20 RaceTrucks. Das tankpool24-Team ist in Jarama nur mit einem Mercedes am Start. Roland Rehfeld hat einen schweren Krankheitsfall in der Familie zu beklagen, sodass für MB-Motorsport in Jarama nur sein Teamkollege André Kursim an den Start geht. Als es mittags ins erste Zeittraining ging, kamen die RaceTrucks nach nur einer schnellen Runde wieder in die Boxengasse, diesmal aber alle – bis auf den Mercedes von Kursim. Es war wohl ein Turboschaden, der den jungen Deutschen auf der Strecke zum Halten zwang. Bis die Piste dann wieder frei und gesäubert war, mussten die restlichen Truckracer eine mehr als 20minütige Zwangspause einlegen. Erneut hatte Albacete mit 1:58,004 die Nase vorn, war aber dennoch rund eine halbe Sekunde langsamer als im vorherigen Freien Training. Als es dann wieder losging, blieb der Spanier ebenso in der Boxengasse, wie die MAN-Piloten Norbert Kiss (Ungarn), Jochen Hahn und René Reinert (beide GER), der Tscheche Adam Lacko (Freightliner), Anthony Janiec (FRA), die Deutsche Steffi Halm (beide MAN) und der zweite Buggyra-Freightliner-Pilot David Vrsecky. Ihr Vorsprung vor den Verfolgern war so groß, dass sie sich sicher in den TopTen wähnten. Da war etwa ein Drittel der Trainingszeit verstrichen. Um die letzten beiden Plätze für die SuperPole kämpften bis zur letzten Sekunde eine Dreier-MAN-Gruppe mit Ellen Lohr und Sascha Lenz (beide GER), Frankie Vojtisek (CZE) sowie der Portugiese José Rodrigues (Renault). Schließlich hatten Lenz und Vojtisek das bessere Ende für sich.
In der anschließenden SuperPole der TopTen fuhr Kiss dann gleich mit 1:57,430 die schnellste Zeit des Tages, nur Albacete konnte einigermaßen dagegen halten. Als es dann schließlich noch leicht anfing zu regnen, war das Rennen um die besten Startplätze aber doch entschieden. Auf die Plätze hinter Kiss und Albacete in der ersten Startreihe kamen Hahn, Reinert, Vrsecky, Halm, Janiec, Lenz, Vojtisek und Lacko, der schon in der ersten Runde im Kiesbett stehen geblieben war und so über den 10.Platz nicht hinauskam.
Rennen 1
Es blieb trocken, und es klarte sogar etwas auf. Beim ungarischen Oxxo-Team klarte es nicht nur auf, da strahlte man um die Wette. Mit seinem Start-Ziel-Sieg hat Titelverteidiger Norbert Kiss alles klar gemacht. Nach 33 von insgesamt 40 Rennen in der FIA ETRC ist ihm der Titel 2015 nicht mehr zu nehmen. Schon am Start zeigte Polesetter Kiss deutlich, dass er keine Geschenke verteilen würde. Er setzte sich gleich an die Spitze, er wollte erst gar nicht Gefahr laufen, in Zweikämpfe verwickelt zu werden. Nach und nach konnte er auch den Abstand zum dreifachen Champion Albacete vergrößern. Auf dem dritten Podiumsplatz lag mit Hahn ein weiterer dreifacher Champion. Damit stand das Podium eigentlich fest. Dann wurde es doch noch einmal ganz laut, die spanischen Fans witterten Morgenluft, als ihr Antonio wieder zum Spitzenreiter Kiss aufschloss. In der Le Mans-Farina-Kurven-Kombination, dort wo all die Hardcore-Fans sitzen, die mit Begeisterung all den Staub schlucken, den ihre Helden aufwirbeln, wenn sie im Powerslide ins Kiesbett geraten, war man beinahe außer sich. Albacete hing dem wie der sichere Sieger aussehenden Kiss plötzlich gar an der Stoßstange. Doch Aufschließen und Überholen sind zwei verschiedene Dinge, und keiner der beiden Truckracer wollte schließlich im Kies landen und ausscheiden. So fuhr man denn schließlich knapp – mit wenigen Zehntel Abstand – aber fair über die Ziellinie. Mit dem Sieg hatte Kiss seinen Vorsprung in der Championatswertung uneinholbar ausgebaut und seinen Titel verteidigt. Auf dem dritten Platz fuhr Hahn ein, der damit seine Position beim Kampf um den zweiten Platz im Championat weiter festigte. Vierter wurde Reinert vor dem zweiten RaceTruck von Reinert Racing mit Steffi Halm. Der 6.Platz ging an Janiec vor Lacko und Vrsecky. Mit Platz 8 sicherte sich der Tscheche die Pole für das zweite Rennen. Darum hat Vrsecky allerdings auch lange kämpfen müssen. Anfangs war er gleich um fünf bis sechs Plätze zurückgefallen, kämpfte sich wieder leicht vor, hing dann aber hinter Lenz. Der junge Deutsche hatte kurzfristig gar mal auf dem 7.Platz gelegen, sich dann aber eben bemüht den 8.Rang zu halten. Wenige Runden vor Schluss konnte er dem Druck von Vrsecky nicht mehr standhalten und musste sich hinter dem Buggyra-Piloten mit dem 9.Platz zufrieden geben. Die am meisten umkämpfte Position war sicherlich der 10. Rang, ging es doch dabei immerhin um den letzten Punkt. Lange Zeit sah es so aus als würde Vojtisek disen sicher nach Hause fahren. Ellen Lohr hing ihm zwar ständig am Heck, doch es schien nicht so, als habe sie echte Chancen zu überholen. Und dann musste der Altmeister des Truckracing der Grand Dame des Truckracing doch noch den Vortritt lassen – und das hat er nicht aus Höflichkeit getan. Die Teamwertung holte sich Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Reinert Adventure (Hahn / Reinert) und Bernau-Albacete (Lohr / Albacete).
Rennen 2
Es sah schon sehr leicht und locker aus, wie Lacko im zweiten Samstagsrennen die Führung von Polesetter Vrsecky übernahm. Noch überraschender war aber, wie schnell Lacko seine Führung ausbauen konnte. Im Ziel hatte er schließlich über 19 Sekunden Vorsprung und fuhr unbedrängt und in aller Ruhe über die Ziellinie. Sein Teamkollege Vrsecky dagegen stand permanent unter Druck. Erst versuchte sich Steffi Halm rundenlang am tschechischen Altmeister, danach ihr Teamchef Reinert, und schließlich kam der alte und neue Europameister Kiss nach vorn geschossen und setzte seine Attacken. Der Ungar, so schien es, würde Vrseckys Widerstand brechen können, doch mit knappen vier Zehntel Vorsprung rettete der Tscheche schließlich doch seinen 2. Platz über die Ziellinie.
Hinter dem Buggyra-Piloten hatte sich ein enormer Stau gebildet, und innerhalb dieses Staus gab es dann auch immer wieder höchst abwechslungsreiche Positionswechsel. Insbesondere Albacete wollte seinen Fans wohl etwas bieten. Der Spanier lag nach der ersten Runde auf der 8. Position, vier Runden lang lieferte er sich dann ein Duell mit Janiec. Danach schloss er peu a peu zu der Gruppe im Stau hinter Vrsecky auf. Halm konnte sich nur kurz der Angriffe des Spaniers erwehren, doch an Hahn biss er sich die Zähne aus. Hahn zog dann kurz nach Kiss auch an Reinert vorbei, und nun hatte Albacete dessen blauen MAN vor der Nase. Unter dem Jubel der Zuschauer packte Albacete dann auch den Mann aus der Lausitz, doch der gab sich noch längst nicht geschlagen. Eine Runde später setzte Reinert eine Retourkutsche und eroberte vom Spanier wieder die fünfte Position zurück. Aber die konnte der Deutsche gerade auch nicht einmal mehr eine Runde behaupten, da jagte ihm Albacete kurz vor dem Ziel den gerade zurückeroberten 5. Platz auch schon wieder ab. Das Podium ging also an Lacko, Vrsecky und Kiss, Hahn blieb da nur der undankbare 4. Platz. Knapp hinter Albacete kamen Reinert und Halm auf dem 6. und 7. Rang ein.
Dieses Verfolgersextett lag nicht nur während des Rennens ganz eng beieinander, selbst beim Zielleinlauf trennten den Zweitplatzierten von der Siebten nur wenig mehr als 5 Sekunden. Janiec blieb auf dem 8.Platz vor Lenz und Lohr. Der Sieg in der Teamwertung ging an Buggyra (Vrsecky / Lacko) vor Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert). Die Championatswertung sieht den alten und neuen Meister Kiss mit nun 540 Punkten in Front vor Hahn (381), Lacko (380), Vrsecky (351), Albacete (311) und Reinert (212). Pechvögel des Wochenendes sind sicherlich André Kursim und das tankpool24-Team. Bekanntlich kann Roland Rehfeld aus persönlichen Gründen, wegen eines schweren Krankheitsfalls in der Familie in Jarama nicht an den Start gehen, und dann erwischt es Kursim gleich zu Anfang des Zeittrainings mit einem Turbodefekt. Dieser hatte schwerwiegendere Auswirkungen als anfänglich angenommen. Kurzfristig zwischen den Rennen war eine Reparatur nicht möglich.
Quelle: www.truckracing.de
Bilder
[Best_Wordpress_Gallery id=“57″ gal_title=“09. Jarama – Samstag“]