Qualifying
Nach dem doch extrem nassen ersten Renntag des 3. Laufs zur FIA European Truck Racing Championship auf dem Misano World Circuit an der italienischen Adria hofften alle inbrünstig, die Wetterfrösche würden richtig liegen, denn es war Besserung vorher gesagt worden. Doch als gegen 7:00 Uhr das Paddock so langsam zum Leben erwachte, fing es wieder an zu regnen. Das hielt sich dann aber doch in Grenzen, hörte bald wieder auf, und die Restfeuchte auf der Piste war nach dem frühmorgendlichen WarmUp dann auch „abgefahren“. Dennoch ließen die Rundenzeiten keinerlei Rückschlüsse zu, natürlich fuhr aber wieder der ungarische Titelverteidiger Norbert Kiss (MAN) die schnellste Runde. Ernster wurde es dann wieder im Zeittraining, dem 2.Qualifying. Die Zeiten lagen denn auch gleich um gut 10 Sekunden unter denen des WarmUps. Und erneut markierte Kiss mit 2’02,620 die schnellste Runde, MAN-Markenkollege Jochen Hahn (GER) war schon fast eine Sekunde langsamer. Da aber die Pistenverhältnissen sich nicht mehr zu verbessern schienen, fuhren die Top-Acht nach nur einer schnellen Runde schon in die Boxengasse. Die, die um die letzten beiden Plätze für die SuperPole kämpften, lagen um 2 Sekunden und mehr zurück. Folglich wähnte man sich sicher in den Top-Ten, da galt es einfach nur noch die Reifen zu schonen. Gegen Ende des 20minütigen Qualifyings wurde es dann doch noch einmal richtig spannend, als sich MAN-Pilot Sascha Lenz (GER) und der Portugiese Jose Teodosio (Renault) mit ihren letzten Runden noch für die SuperPole qualifizieren konnten. Neben diesen beiden und eben Kiss und Hahn fuhren die beiden tschechischen Buggyra-Piloten Adam Lacko und David Vrsecky, der Deutsche Gerd Körber (Iveco), und eine Dreier- MAN-Gruppe mit Antonio Albacete (ESP), Anthony Janiec (FRA) und René Reinert (GER) in die Top-Ten. In der anschließenden SuperPole setzte Kiss mit 2’01,610 gleich wieder die Bestmarke, Hahn lag aber nur 41 Tausendstel dahinter. Das war dem Ungar dann offensichtlich doch nicht sicher genug, er setzte noch mal einen drauf mit 2’01,475. Da konnte dann niemand wirklich mehr gegenhalten. Die zweite Startreihe für das erste Sonntagsrennen ging an Lacko und Albacete vor Vsrecky, Körber, Reinert, Janiec, Teodosio und Lenz.
Rennen 1
„Kiss saust allen davon“ ist durchaus wörtlich gemeint. Bevor der Ungar aber die Konkurrenz beinahe düpierte, sah es ganz nach einem weiteren Regenrennen aus. So fiel denn auch die obligatorische TRO-Autogrammstunde förmlich ins Wasser. Als es dann jedoch in die Startaufstellung ging, war der ganze Spuk schon wieder vorbei. Nach dem Start zum ersten Sonntagsrennen hatte Kiss schon solch einen enormen Vorsprung, dass das Rennen zu dem Zeitpunkt schon entschieden war – sollte nicht etwas Außergewöhnliches passieren. Aber es passierte nichts. So fuhr der Ungar denn einen ganz überlegenen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Um den zweiten Podiumsplatz musste dagegen war hart umkämpft. Bis zur Zieldurchfahrt setzte Lacko immer zu neuen Attacken an, musste sich am Ende aber mit dem dritten Podiumsplatz hinter Hahn zufrieden geben. Auch der Dreikampf um den vierten Platz war lange Zeit sehr eng, auch wenn Albacete sich mm Ende etwas von seinen Verfolgern Körber und Vsrecky absetzen konnte. Seinen 5. Rang konnte der deutsche Iveco-Pilot schließlich noch mit gerade mal 14 Hundertstel vor Vsrecky ins Ziel retten. Um den 7. Platz gab es bis zur Mitte der Renndistanz ein Duell mit Biegen und Brechen zwischen Janiec und Reinert – bis der Franzose eine „Drive Through“ antreten musste und aus den Punkterängen heraus fiel. Hinter dem MAN-Duell zwischen Janiec und Reinert hatte es ein weiteres Marken-internes Duell gegeben, zwischen den beiden portugiesischen Renault-Piloten Teodosio und Jose Rodrigues. Rodrigues hatte hier dann aber doch auch etwa zur Mitte des Rennens seinen Markenkollegen passieren können und schien nach dem Rückfall von Janiec einem klaren 8. Platz – und damit der Pole für das letzte Rennen – entgegenzufahren, bis plötzlich Janiec angestürmt kam. Innerhalb einer Runde hatte der Franzose sich nach seiner Durchfahrtsstrafe wieder in die Punkte gekämpft und setzte nun an, Rodrigues auch noch vom 8. Rang zu stoßen. Doch der Vorsprung des Portugiesen war einfach zu groß, am Ende brachte er seine Pole mit 4 Zehntel Vorsprung nach Hause. Den letzten Punkt holte sich schließlich Teodosio. Das Team tankpool24 hegte nicht unberechtigte Hoffnungen auf weitere Punkte, lagen doch beide Mercedesse die ganze Zeit auf Punkte-Schnupperkurs. Am Ende blieb es dann beim 12. und 13. Platz für Roland Rehfeld und André Kursim (beide GER). Die Teamwertung ging wieder an Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Reinert Adventure (Hahn / Reinert) und Buggyra (Vsrecky / Lacko).
Rennen 2
Pünktlich zum letzten Rennen kam die Sonne hervor, das Thermometer knackte erstmals an diesem Wochenende die 20-Grad-Marke. Die Sonne lachte auch für Polesetter Jose Rodrigues – zumindest zu Anfang. Der Portugiese ist ja nicht unbedingt als starker Starter bekannt, doch diesmal zog er gleich davon, während knapp hinter ihm die Verfolger schon Reinert attackierten, der ja in der Startaufstellung neben Rodrigues gestanden hatte. Doch das Gefühl des Spitzenreiters konnte der Portugiese nicht einmal eine Runde genießen, da krachte es direkt hinter ihm schon kräftig. Körber und Reinert waren etwas heftig aneinander geraten. Reinerts MAN landete im Kies, Körbers Iveco stand quer auf der Piste. Die Verfolger schlängelte sich an den Havaristen vorbei, und dann wurde auch schon die rote Flagge geschwenkt. Während sich der MAN waidwund in die Boxengasse schleppte, war der Iveco nicht mehr fahrtüchtig, er musste abgeschleppt werden. Mit gut halbstündiger Verspätung erfolgte der Neustart, in der ursprünglichen Startaufstellung – allerdings ohne Reinert und Körber. In der Wartezeit war der MAN dann jedoch wieder soweit repariert worden, dass Reinert dem Feld aus der Boxengasse hinterher jagen konnte. Diesmal hatte Rodrigues dann nicht soviel Fortune beim Start. Schon als es in die erste Kurve ging, war Vrsecky am Portugiesen vorbei, wenig später auch ein Großteil der übrigen Verfolger. Das eigentlich Dramatische spielte sich aber etwas weiter hinten ab. Sascha Lenz hatte beim Start schon einige Plätze gutgemacht, der orangefarbene MAN des Deutschen lag schon leicht vor dem Renault von Teodosio, als er von dem Portugiesen einen Schlag in die Seite bekam, sich drehte und von der Piste rutschte. Tedosio donnerte hinterher, krachte ungebremst auf den MAN, flog meterhoch über dessen Heck – und dann blieben die stark beschädigten RaceTrucks genau in der Auslaufzone liegen. Viele Beobachter rechneten mit einem erneuten Abbruch, doch die Rennleitung beließ es bei Doppelgelb.
Danach war dann irgendwie die Luft raus. Vsrecky und Lacko lagen in Front, verfolgt von Kiss, Albacete und Hahn. Hahn schien einen Tick schneller als der Spanier, musste aber dennoch immer wieder zurückstecken. Währenddessen entfernte sich das Führungsduo mehr und mehr. Sollte nicht noch etwas passieren, würden die Drei das Podium unter sich ausmachen. Eigentlich warteten alle nur darauf, wann Kiss die beiden Buggyras an der Spitze, die sich gar in der Führung abwechselten, denn angreifen würde. Derweil mühte sich Hahn weiter vergeblich an Albacete vorbei, schließlich schien es, als habe er sich mit dem 5. Platz hinter dem Spanier abgefunden. In den letzten Runden demonstrierte Kiss dann, dass er schon noch ganz oben aufs Treppchen wollte. Er zeigte sich mal links, mal rechts, doch vorbei kam der Ungar nicht. Stattdessen zog Lacko noch kurz vor Schluss noch einmal an seinem Teamkollegen vorbei und fuhr mit einer halben Sekunde Vorsprung als Sieger über die Ziellinie. Vrsecky hielt Kiss weiter in Schach, der bei dem großen Vorsprung im Championat aber auch kein Risiko mehr eingehen musste, zumal Hahn ja auch weiter hinter Albacete hing. Hinter diesen, schon die ganze Saison bestimmenden Top-Five kam Janiec an 6. Position ein vor Rodrigues und Lohr. Reinert, der dem Feld wie mit Siebenmeilenstiefeln hinterher gerast war, holte sich den letzten Punkt – allerdings sehr zum Leidwesen von Kursim; denn lange Zeit hatte der junge Deutsche mit seinem tankpool24-Mercedes den 10. Rang belegt. In der Championatswertung nimmt nun Lacko mit 155 Punkten hinter Kiss (209) den zweiten Platz ein vor Hahn (147), Vrsecky (121), Albacete (160) und Reinert (63). Die Teamwertung ging natürlich klar an Buggyra (Vrsecky / Lacko) vor Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) und Bernau-Albacete (Albacete / Lohr).
Bilder
[Best_Wordpress_Gallery id=“21″ gal_title=“03. Misano – Sonntag“]Quelle: www.truckracing.de