Qualifying
Auch der zweite Renntag des 10.Laufs zur FIA European Truck Racing Championship auf dem Circuit Bugatti in Le Mans begann wieder ausgesprochen früh, es war noch stockduster als die Teams im TRO-Reifenzelt ihre Pneus abholten. Es war zwar nicht ganz so kalt wie in der Nacht zuvor, dennoch war alles unangenehm feucht, auch der Asphalt auf der Piste. So lagen denn auch die Zeiten im WarmUp auf dem Niveau des gestrigen Freien Trainings. Schnellster war einmal mehr der ungarische MAN-Pilot Norbert Kiss. Als es zum Zeittraining ging, ließ sich die Sonne zwar immer noch nicht blicken, auf der Piste schien aber dennoch die letzte Restfeuchte verschwunden zu sein. Kiss verbesserte sich denn auch locker um mehr als 4 Sekunden auf 2:07,330, danach zog es ihn wieder in die Boxengasse – zwecks Reifenschonung. Ihm gleich taten es die die weiteren sieben Erstplatzierten, bis auf den Iveco-Piloten Gerd Körber (GER). Der war ein gebranntes Kind, denn am Vortag hatte sein Team ihn vorzeitig von der Piste geholt, und dann flog der Deutsche am Ende ganz knapp aus den TopTen. Doch diesmal schienen sich die Pistenverhältnisse doch nicht mehr so sehr zu verbessern wie am gestrigen Samstag. Die Befürchtungen Körbers waren eher unbegründet, lagen doch auch noch einige andere zwischen ihm und dem entscheidenden Platz 10. René Reinert (GER) hingegen war auch einer derjenigen, die sich ihres TopTen-Platzes schon sicher waren. Doch plötzlich lag er nur noch knapp auf der 9. Position, die beiden Amazonen im Feld, seine MAN-Markenkolleginnen Ellen Lohr und Steffi Halm (beide GER) waren dabei ihn aus der SuperPole zu verdrängen. Reinert fuhr kurzfristig noch einmal auf die Strecke, doch eine Zeitverbesserung gelang ihm nicht mehr, und dann schnappte dem Vortagessieger sein Landsmann Sascha Lenz (MAN) auch noch den 10.Platz weg. Am Ende traf es den Lausitzer aber ganz hart, durch ein Getriebeproblem verursachtes Overspeedings wurden seine Zeiten gestrichen, das bedeutete für das Rennen den letzten Startplatz in dem 16er-Feld. In der SuperPole legte dann Kiss mit 2:06,213 wieder eine Zeit vor, an die niemand mehr herankam, auch wenn sich nahezu alle in ihren letzten Runden noch einmal verbesserten. Der Ungar allerdings auch. 2:06,180 war am Ende seine Bestzeit, mit der er sich die Pole holte. Die weiteren Plätze in den ersten fünf Startreihen für das erste Sonntagsrennen gingen MAN-Pilot Antonio Albacete (ESP), die beiden Tschechen David Vrsecky und Adam Lacko (beide Freightliner), den Deutschen Jochen Hahn (MAN), Körber, MAN-Pilot Antony Janiec (FRA), Lohr, Halm und Lenz.
Rennen 3
Eigentlich müsste es doch eine klare Angelegenheit für Polesetter Kiss sein, dachte man, sollte ihm nicht wieder so ein Fauxpas in der Schikane unterlaufen wie am Vortag im Zusammenspiel mit Hahn. Die Performance des Ungarn gerade in den Trainingsläufen und den Qualifikationen war einfach zu überlegen. Doch überraschenderweise ließ Albacete den Europameister am Start beinahe stehen und zog ganz locker vor dem Ungarn durch den neuralgischen Punkt. Der Spanier lag danach ständig zwar knapp, aber dennoch sicher vor Kiss, und fuhr einen letztendlich extrem knappen aber ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein. Kiss hielt sich zurück. Wer jetzt geglaubt hatte, das Schlussrennen von Jarama fände hier seine Fortsetzung, der war wohl enttäuscht. Auf dem 3. Podiumsplatz hatte sich schon anfangs Lacko eingenistet, und auch der Tscheche fuhr ganz bequem und ungefährdet weitere 12 Punkte im Kampf um den Vizetitel ein, denn nach hinten war er auf jeden Fall durch seinen Teamkollegen Vrsecky abgesichert, Der andere Aspirant auf den 2. Platz in der Meisterschaft, der dreifache Europameister Hahn, lag nämlich nicht nur hinter Vrsecky, er hatte auch noch Körber auf der 5.Position vor sich. Er hätte also mindestens noch zwei Konkurrenten überholen müssen, bevor er Lacko hätte attackieren können. Stattdessen zog wenige Runden vor Schluss plötzlich Janiec an Hahn vorbei. Auf dem 8. Rang und somit auf der Pole für das letzte Rennen der Saison lag zu dem Zeitpunkt der Pechvogel aus der Qualifikation, René Reinert. Infolge eines Getriebeschadens hatte ja der Speedlimiter nicht mehr funktioniert, Reinert war viel zu schnell und wurde ans Ende des Starterfeldes „strafversetzt.“ Nun lief alles einwandfrei, nach zwei Runden lag der MAN-Pilot auf dem 9. Platz und wenig später auf acht. Alles war schon auf diesen Zieleinlauf eingestellt, als Janiec wenige hundert Meter vor dem Ziel plötzlich langsamer wurde, Hahn und Reinert zogen locker vorbei auf die Plätze 6 und 7. Somit ging die Pole an den Franzosen. Die beiden letzten Punkteränge sicherten sich die beiden Damen im Feld, Ellen Lohr und Steffi Halm. In der Teamwertung stand diesmal Truck Sport Bernau-Albacete (Lohr / Albacete) ganz oben auf dem Podium vor Buggyra (Vsrecky / Lacko) und Oxxo-Lion (Kiss / Janiec). Auch wenn der Meistertitel schon in Jarama vergeben war, der Kampf um das Vizechampionat ist ungeheuer spannend. Lacko hat fünf Punkte Vorsprung. Sollte Hahn das letzte Rennen gewinnen, müsste der Tscheche mindestens Zweiter werden. Bei Punktgleichheit hätte Lacko das bessere Ende für sich, er hat im Laufe der Saison zwei Siege mehr eingefahren als sein deutscher Kontrahent.
Rennen 4
Am späten Abend diskutierten die Stewards immer noch den Rennverlauf, so ist das Ergebnis in diesem Bericht vorläufig noch provisorisch. Schon direkt beim Start des letzten Saisonrennens kam Reinert etwas besser in Fahrt als Polesetter Janiec. Als das Feld die Schikane ansteuerte, lag der Deutsche schon etwas vorn. Hinter und auch neben Janiec donnerte ein ganzer Verfolgerpulk heran, und da kam man sich dann doch sehr nahe, zu nahe. Einige, darunter auch Hahn, verloren etwas an Boden, und damit war im Prinzip die Schlacht um den Vizetitel geschlagen. Der deutsche MAN-Pilot musste eigentlich aufs Treppchen gemusst, um seine Chancen zu wahren, am besten natürlich ganz oben. Doch danach sah es nun gar nicht mehr aus. Nur wenig später krachte es dann recht heftig, darin verwickelt waren Kiss, der von hinten kam, Hahn und Lacko. Während der Ungar anschließend im Schleichgang in die Boxengasse fuhr, klemmte Hahn nun permanent seinem Widersacher Lacko an der Stossstange, vor den beiden Kampfhähnen lag Lohr an 5. Position. An der Spitze hatte sich Reinert von den Verfolgern lösen können, denn dieses Trio aus Janiec, Körber und Vrsecky fightete auf Messers Schneide. Das kostete natürlich Zeit und spielte Reinert voll in die Karten. So holte sich der MAN-Pilot am Ende vor insgesamt knapp 55.000 Zuschauern seinen zweiten Sieg in Le Mans wesentlich klarer, als es die knapp 5 Sekunden Vorsprung ausdrückten. Nach diversen Attacken Körbers auf Janiec, bei dem sich Vrsecky gegen Schluss nur noch abwartend zurückhielt, kam der Deutsche dann schließlich doch noch am französischen MAN-Piloten vorbei und sicherte sich so den zweiten Podiumsplatz. Janiec blieb Dritter, Vrsecky kam einmal mehr auf dem 4.Platz ins Ziel. Lohr hatte zwischenzeitlich Lacko und Hahn passieren lassen müssen, und die fuhren weiter so, als wären sie aneinander gewachsen. Dann wurde der – eigentlich entschieden geglaubte – Kampf um den Vizetitel doch noch einmal spannend. Der rechte äußere Hinterreifen an Lackos Freightliner verlor langsam an Luft. Würde sich dieser nun ganz auflösen und Lacko ausscheiden, würde Hahn für den 5. Platz acht Punkte erhalten, und Lacko leer ausgehen. Damit wäre der Deutsche dann doch noch Vizemeister. Doch Lackos Reifen hielt, Hahn kam hinter dem Tschechen an 6. Stelle ein, vor Albacete der noch an Lohr hatte vorbeiziehen können. Die beiden letzten Punkteränge gingen an Halm und Vojtisek. Wie schon am Vortag ging auch heute wieder die Teamwertung im zweiten Tagesrennen an Reinert Adventure (Hahn / Reinert) vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Oxxo-Lion (Kiss / Janiec).
Quelle: www.truckracing.de