In der FIA European Truck Racing Championship kann man an einem Rennwochenende im Idealfall 60 Punkte einfahren. Zwei Läufe – jetzt auf dem Circuito del Jarama bei Madrid und eine Woche später auf dem Circuit Bugatti in Le Mans – stehen noch aus, das wären also 120 Zähler – wenn jemand alle acht Rennen gewinnt. Seit der Einführung der umgekehrten Startreihenfolge – Reversed Grid – im zweiten Tagesrennen ist das aber eher die große Ausnahme. Aber dennoch ist durch die 35 Punkte, die Jochen Hahn derzeit im Gesamtklassement mehr hat als sein schärfster – und letztendlich auch einziger – Rivale, Adam Lacko, der Titelkampf noch längst nicht entschieden. Der deutsche MAN-Pilot hat ja schon erlebt, wie schnell ein vermeintlich sicherer Vorsprung dahin schmelzen kann. Andererseits ist Hahn sicherlich schon in einer recht komfortablen Situation, er muss den tschechischen Buggyra-Piloten nicht mehr unbedingt schlagen, es reicht ihm immer ein Platz hinter Lacko. Selbst wenn der Tscheche alle Rennen gewinnen sollte, würde er dann eben nur 24 Punkte mehr holen können als Hahn. Aber all diese Überlegungen sind rein theoretischer Natur, ein Rennen mit nur wenig Punkten oder gar ganz ohne schafft schon wieder eine ganz andere Ausgangslage.
Beim Kampf um den dritten Podiumsplatz geht es noch sehr viel enger zu. Die drei MAN-Piloten bzw. -Pilotin, René Reinert, Steffi Halm (beide GER) und Anthony Janiec (FRA) sowie Mercedes-Pilot Norbert Kiss (HUN) trennen gerade mal 11 Punkte. Bleibt also nur zu hoffen, dass bis Le Mans diesbezüglich alles klar ist. Insgesamt sind 21 RaceTrucks gemeldet, neben den permanenten Startern auch wieder eine ganze Reihe von Race-by-Race-Piloten. Natürlich sind dies hauptsächlich die Teilnehmer der Spanischen Meisterschaft. Erstmals steht ein FIA ETRC-Rennen in Jarama nicht im Zeichen von Cepsa. Der spanische Mineralölkonzern hat sich mit seinem Sponsoring ja ganz auf Real Madrid konzenztriert, und so wird auch Spaniens Truckracing-Hero Antonio Albacete nicht dabei sein, auch nicht – wie sich viele Fans erhofft hatten – als Gaststarter.
Dennoch wird das Jarama-Wochende für viele Fans, Teams und Piloten wieder so etwas wie ein riesiges Familientreffen. Ein Familientreffen der besonderen Art wird die portugiesische Familie und Truckracing-Institution Rodrigues feiern. Eduardo und sein Sohn Jose sind ja schon seit einer Ewigkeit dabei. Insbesondere für Eduardo galt dabei aber hauptsächlich der olympische Gedanke, während Jose durchaus sportliche Ambitionen hegte, aktuell mit dem Renault von Team 14 in der Französischen Meisterschaft. Mit diesem Truck wird Jose auch in Jarama mal wieder gegen seinen Vater antreten. Das ist aber noch nicht genug Rodrigues. Jose Eduardo, der Enkel von Eduardo und der Sohn von Jose, will nun auf der Rennstrecke sowohl seinen Großvater als auch seinen Vater herausfordern. Drei Generationen einer Familie in einem Rennen hat es bisher – unseres Wissens nach – in der FIA ETRC noch nicht gegeben.
Quelle: www.truckracing.de