Zolder – Immer wenn es die Truckracer Mitte September an den idyllisch gelegenen Circuit Zolder zieht, geht es in der FIA European Truck Racing Championship auf die Zielgerade. Da wirkt auch die beschauliche und eher an ein Erholungsgebiet erinnernde Umgebung, mit den Wäldern und den von Seerosen bedeckten Vijvers van Terlaemen, dem Albertkanal und den Villen von Bolderberg nicht wirklich beruhigend. Wer hier einen massiven Rückschlag erleidet, kann den in den beiden noch ausstehenden Rennläufen kaum mehr wettmachen. Das Truckracer-Treffen im Westen Belgiens ist in der Regel das drittletzte Rennwochenende der Saison.
Nach dem ziemlich verregneten Rennen in Most prognostizierten die Wetterdienste für den 6. Lauf der Truck-EM in Zolder ja das komplette Gegenteil, überhaupt keine Niederschläge und viel Sonne, auch schon für die Anreise- und Aufbautage.
Doch just am gestrigen Mittwochnachmittag, als die ersten Teams am Circuit eintrafen, begann es zu regnen – nicht stark, nicht ununterbrochen, aber es war unangenehm und entsprach in keinster Weise den Vorhersagen. Im Laufe des heutigen Tages sah es dann schon etwas freundlicher aus, und so nährten sich die Hoffnungen der Teams – zumindest der meisten, dass die Rennen auf trockener Piste über die Bühnen gehen werden.
Los geht es ja erst am Freitag mit den beiden Freien Trainings und der City-Parade am Spätnachmittag. Diese erstmals in Zolder angesetzte Ausfahrt der RaceTrucks zum Heldenplein in Heusden, ist für die Fans immer höchst spektakulär und unterhaltsam. Aber natürlich ist dies nur das Vorgeplänkel für den Samstag.
Insbesondere im Team des aktuell im FIA-Championat führenden Jochen Hahn ist höchste Konzentration angesagt. Die Aussichten des vierfachen Champion auf den fünften Titel, das wäre der erste für Iveco, sind ausgesprochen gut. Dabei hat der Deutsche an Zolder nicht unbedingt nur gute Erinnerungen..
2002 überschlug sich Hahn sich mit seinem Mercedes kurz nach dem Start gleich mehrfach. Während der Truck rein äußerlich sehr mitgenommen aussah, blieb der Pilot persönlich außer einer kaputten Brille völlig unversehrt. Schon damals ein klarer Beleg für die enorme Sicherheit der RaceTrucks. Doch noch wesentlich unangenehmer wird Hahns Erinnerung an das Zolder-Wochenende 2006 sein. Auch damals auf Mercedes war Hahn auf dem besten Wege erstmals Europameister zu werden, und dann hatte er in der zweiten Saisonhälfte ein technisches Problem nach dem anderen, mit dem negativen Höhepunkt in Zolder und reihenweise geplatzten Turboladern.
Auch wenn all das schon lange her ist, irgendwas bleibt immer im Hinterkopf, nicht nur bei Jochen Hahn.
Alle wissen, wie schnell sich das Blatt noch wenden kann, deshalb haben die Rennen in Zolder seit jeher eben eine besondere Bedeutung. Denn um verlorenes Terrain zurückzuerobern, reicht es anschließend kaum mehr, dazu ist die Leistungsdichte gerade unter den Top-Ten einfach zu dicht.
Der tschechische Buggyra-Pilot Adam Lacko hofft insgeheim sicherlich eher auf Regen, denn auf nasser Piste ist der Freightliner des Titelverteidigers beinahe unschlagbar. Dann wäre es natürlich auch noch möglich, die 48 Punkte gutzumachen, die Lacko hinter Hahn zurückliegt.
Höchst wahrscheinlich werden diese beiden den Titelkampf auch allein unter sich ausmachen. Der Drittplatzierte, Mercedes-Pilot Norbert Kiss (HUN), hat auf Hahn bereits einen Rückstand von 75 Punkten – und ihm sitzen die zwei punktgleichen MAN-Piloten Sascha Lenz (GER) und Antonio Albacete (ESP) im Nacken, mit nur 24 Zählern Abstand. Und dahinter folgt schon die junge Deutsche Steffi Halm (Iveco) mit auch gerade mal weiteren 9 Pünktchen weniger. Der Kampf um den prestigeträchtigen 3. Platz im Endklassement ist extrem spannend.
Unter den Top-Ten befinden sich allein fünf Deutsche, und so wird die Reise nach Zolder gerade für die vielen west- und norddeutschen Truckracing-Fans, die eh schon seit jeher gern nach Belgien kommen, nun noch interessanter.
Quelle: https://www.truckrace.org