Qualifying
Auch wenn die Sonne durch leichte Wolkenschichten etwas getrübt war, als die Piloten und Pilotinnen zum ersten Freien Training der FIA European Truck Racing Championship antraten, pendelte das Thermometer schon um die 20 Grad-Marke. Die Truckracer ließen es dennoch erst einmal etwas geruhsamer angehen, bis auf Titelverteidiger Norbert Kiss (MAN) vielleicht. Denn der Ungar schien beinahe permanent mit Full Power zu fahren. Und so markierte er denn auch in beiden Freien Trainings die Bestzeit, im zweiten fuhr er gar 7 Zehntel schneller als ein ärgster Verfolger, der Tscheche Adam Lacko (Buggyra Freightliner). Ernster wurde es für die Top-Piloten dann allerdings erst im Qualifying und ganz ernst in der anschließenden Super Pole der Top Ten. Kiss, der in beiden Freien Trainings unter 2:02 Minuten gefahren war – Bestzeit 2:01,301 Min. – konnte diese Zeit im Qulaifying dann nicht mehr erreichen, ebenso wenig wie Lacko, der ja auch schon die 2:02 Min.-Marke unterboten hatte. Hahn dagegen fuhr auf dem gleichen Niveau wie schon am frühen Vormittag und mit 2:02,752 Min. auch die schnellste Runde. Die meisten FIA-Piloten fuhren nach der ersten schnellen Runde dann schon wieder in die Boxengasse, wähnten sie sich doch sicher unter den Top-Ten, und nun galt es erst einmal Reifen zu schonen. Buggyra-Pilot David Vsrecky (CZE) hielt es noch etwas länger auf der Piste, hatte er doch das 2. Freie Training aus technischen Gründen nicht fahren können und nun offensichtlich ein Nachholbedürfnis. Tatsächlich fuhr der Tscheche am Ende noch die zweitbeste Zeit. Dahinter qualifizierten sich MAN-Pilot Antonio Albacete (ESP) vor Kiss, Lacko und einer MAN-Phalanx mit René Reinert, (GER), Anthony Janiec (FRA), Ellen Lohr (GER) und Eduardo Rodrigues (POR) sowie Scania-Pilot Erwin Kleinnagelvoort (NED) für die Super Pole der zehn Zeitschnellsten.
In der Super Pole konnte sich Hahn noch einmal steigern, gleich schon in der ersten schnellen Runde legte er mit 2:02,122 Min. die Bestzeit auf die Piste. Das konnte dann niemand mehr toppen, auch wenn Kiss in seiner letzten Runde noch einmal alles auf eine Karte setzte. Doch um gerade mal 13 Tausendstel geschlagen musste sich der Ungar mit dem zweiten Startplatz zufrieden geben. Die Startplätze dahinter gingen an Lacko, Vrsecky, Albacete, Reinert, Lohr, Janiec, Kleinnagelvoort und Rodrigues.
Rennen 1
Der Himmel blieb weiter leicht bewölkt, die Temperaturen lagen knapp über 25 Grad – also ideales Rennwetter. Das dachte sich wohl auch Jochen Hahn, fuhr er doch schließlich sehr kontrolliert einen eindeutigen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Nach dem fliegenden Start bog er knapp vor Kiss liegend in die erste, eine lang gezogene Linkskurve ein. Der Deutsche lag auf der Innenbahn und konnte seine Führung so bestens verteidigen. Zu Beginn der zweiten Runde attackierte der Ungar seinen deutschen Vordermann zunächst in einer engen Linkskurve, lag dabei auf der günstigren Innenbahn. Doch Hahn hielt dagegen und nur wenige hundert Meter weiter hatte der Deutsche in der Rechtskurve nun die bessere Seite für sich, danach kam dann noch eine Rechtskurve – und die Attacke war erfolgreich pariert.
Allerdings hatte dieses Duell dann doch etwas Zeit gekostet, sodass Lacko, von dem sich die beiden MAN-Piloten zuvor schon etwas hatten absetzen können, nun aufschloss. Hahn baute anschließend seinen Führung kontinuierlich aus, während sich Kiss und Lacko einen begeisternden Kampf um den zweiten Platz lieferten. Bald wurde daraus gar ein Dreikampf, denn Lackos Teamkollege Vrsecky konnte auf die beiden Kampfhähne aufschließen. Kurz vor Schluss geriet Vrsecky allerdings leicht ins Kiesbett und verlor etwas den Anschluss. Mit einer halben Wagenlänge rettete Kiss schließlich seinen zweiten Platz ins Ziel. Hinter Vrsecky kam Albacete an fünfter Position ein. Zuvor hatte er sich allerdings einen harten Zweikampf mit Reinert geliefert. Albacete schien zwar etwas schneller, aber Reinert hatte dem Spanier anfangs den fünften Platz abgejagt und parierte rundenlang jede Attacke seines MAN-Markenkollegen. Unter dem Jubel seiner Landsleute zog Albacete etwa zu Mitte des Rennens schließlich in einer der vielen Kurven innen am Deutschen vorbei. Auch um den siebten Rang gab es ein enges Duell zwischen den beiden letztjährigen Teampartnern Anthony Janiec und Ellen Lohr. Am Ende konnte der Franzose seinen siebten Rang mit einer halben Sekunde Vorsprung ins Ziel bringen. Mit dem 8. Platz holte sich Lohr auch die Pole fürs zweite Rennen. Die beiden letzten Punkteränge gingen schließlich an Kleinnagelvoort und Rodrigues.
Rennen 2
Die Lufttemperatur lag weiterhin bei relativ angenehmen 26 bis 27 Grad, auf der Piste dagegen ging es ganz heiß her, schon beim Start. Bereits bis zur ersten Kurve hatte Polsesetter Ellen Lohr Plätze verloren, Janiec hatte nun die Führung übernommen, ihm im Nacken saß eine ganze Gruppe harter Verfolger, angeführt von Lokalmatador Albacete. Der Franzose leistete zwar erbitterten Widerstand, doch der Druck der Verfolgermeute war dann doch zu groß. Albacete leitete wieder einmal eine Attacke ein, Janiec geriet leicht ins Abseits und wurde dann einfach durchgereicht. Aber auch Albacete bekam sofort die „neue Härte“ des zweiten Tagesrennen – auch hier gibt es ja jetzt die volle Punktzahl – zu spüren, indem er seinerseits scharf attackiert wurde. Reinert war neuer Spitzenreiter gefolgt von Kiss und Hahn. Und dieses Trio, letztendlich aber eben nicht nur dieses Trio, zeigte alles was Truckracing so attraktiv macht. Albacetes MAN hatte sich bei den harten Auseinadersetzungen hinten links am äußeren Reifen einen Plattfuss eingefangen, und konnte nicht mehr so richtig mithalten. Auch Janiec hatte die Scharmützel nicht unbeschadet überstanden und musste bald gar die Segel streichen. Die beiden Buggyras, die im Anfangsgetümmel etwas den Anschluss verloren hatten, preschten derweil nach vorn.
Auch an der Spitze hatte sich was getan, Hahn hatte Kiss überholt und hing jetzt seinem Teampartner Reinert am Heck. Doch dem Hahn-Team stockte dann plötzlich der Atem, aus dem Castrol-MAN schoss eine meterhohe Wasserfontäne – einer der Wassertanks für die Bremsenkühlung war leckgeschlagen. Dennoch mischte der Altensteiger weiter vorn mit, bis er dann in Boxengasse fuhr, um das Leck notdürftig abdichten zu lassen. Mit kaum mehr zu kühlenden Bremsen fuhr Hahn schließlich weiter und kam immerhin noch an 7. Position ins Ziel. Kiss hatte derweil Reinerts Widerstand brechen können und fuhr anschließend einem letztendlich ungefährdeten Sieg entgegen. Der Deutsche folgte mit eineinhalb Sekunden Abstand, rund eine Sekunde später passierte Lacko die Ziellinie an dritter Position. Seinem Teamkollegen Vrsecky blieb da nur der undankbare 4. Platz vor Albacete. Ellen Lohr zeigte sich gut erholt, und beendete das Rennen schließlich als Sechste.
Hinter Hahn holte sich Kleinnagelvoort die Punkte für den 8.Rang vor Rodrigues. Der zehnte und damit letzte Punkteplatz ging an den spanischen Race-by-Race-Piloten Pedro Garcia (Iveco).
Später erhielt Rodrigues noch 30-Sekunden Strafe aufgebrummt, daurch tuachte der Portugiese den Platz mit Garcia.
Die Teamwertung holte sich Buggyra (Vrsecky / Lacko), vor Team Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert).
Die erste Tageswertung im Championat der neuen Saison führt Titelverteidiger Kiss mit 35 Punkten an vor Hahn und Lacko (beide 24), Reinert (21), Vrsecky (20) und Albacete (16).
Quelle: www.truckracing.de
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