Der offizielle werkseitige Rückzug von Renault und MAN aus der FIA European Truck Racing Championship könnte Motorenhersteller animieren, in das so entstandene Vakuum zu stoßen. Begünstigt wird dies noch durch die Änderung des Reglements der freien Motorwahl.
Tatsächlich gibt es Gerüchte, dass Cummins, weltweit größter unabhängiger Hersteller von High-Speed-Dieselmotoren, großes Interesse habe, sich nicht nur in der Britischen Truckracing Meisterschaft, sondern auch in der FIA ETRC zu engagieren.
Cummins plane einen Euro-VI-Motor, der auf dem ISG-Motor mit 10,5 und 11,8 Litern Hubraum basieren soll, wie er derzeit schon für den chinesischen Foton gebaut wird.
Es ist noch nicht bekannt, ob es in der europäischen Nutzfahrzeugindustrie Interessenten für diese Maschine gibt, aber sowohl Foton als auch Tata, das den indischen Markt absolut beherrscht, haben schon geäußert, expandieren zu wollen – dabei wird der europäische Markt nicht ausgeschlossen.
Foton müsste sein Engagement sicherlich mit dem Partner Daimler abstimmen, Tata ist dagegen völlig unabhängig.
Um dem Markt in Europa gerecht werden zu können, hat man mit dem neuen Cummins ISG 12 auch schon den richtigen Motor parat, mit 512 PS bei gerade mal 862 kg Eigengewicht.
Doch glaubt man, die Anforderungen in Europa seien schon noch etwas höher, neben ausgiebiger Entwicklungsarbeit sei es am besten, auch Rennen zu fahren.
Cummins stattet das Ginaf Rally Power Team für die Dakar mit einem ISZ-Motor aus, mit rund 900 PS bei 3.500 Nm.
Während diese Motoren ausgesprochen robust und auf Haltbarkeit unter extremen Bedingungen ausgelegt sind, sind die ISG-Motoren wesentlich kompakter und sehr viel geeigneter für Rundstrecken-Rennen, wie eben in der FIA ETRC. Die Maschinen könnten relativ einfach den RaceTrucks angepasst werden, bei wahrscheinlich wesentlich geringeren Kosten als die Originalmotoren.
In der Vergangenheit hat Cummins ja schon einige Rennerfolge vorweisen können.
Der aktuell in der indischen Tata Prima 1-Championship eingesetzte ISL-9-Liter-Motor ist eine Weiterentwicklung der 8,3 Liter Maschine, mit der Ford 2004 die Formula Truck Serie in Brasilien gewonnen hat. In den Folgejahren wurde der Motor in seiner elektronischen Version als ISC im VW-Constellation eingesetzt, zuletzt lag die Leistung bei rund 1050 PS. VW holte damit insgesamt vier Fahrer- und fünf Team-Meisterschaften – wobei die Konkurrenten allesamt gar mit 12 Liter-Motoren unterwegs waren.
Ende 2012 hat MAN beschlossen, den Cummins-Motor im VW-Constellation durch einen eigenen zu ersetzen.
Mit soviel Motorsporterfahrung im Rücken, könnten von Beijing Foton Cummins in China gebaute und von Cummins Indien getunte ISG-Motoren in der FIA ETRC eine echte Konkurrenz auch für die derzeit noch überragenden MAN D26-Motoren werden.
Quelle: www.truckracing.de
Text: Eliot Lobo