Qualifying
Der Sonntagmorgen in der belgischen Provinz Limburg war schon recht kühl, so um die 10 Grad, der Himmel war nur leicht bewölkt, die Aussicht auf Regen am zweiten Renntag des 8. Laufs zur FIA European Truck Racing Championship auf dem Circuit Zolder waren ausgesprochen gering. Mit solch extrem wechselnden Bedingungen wie am Vortag musste man heute nicht mehr rechnen. Beim WarmUp, das hier ja sonntags wegen der Messe in der kleinen Kapelle auf dem Gelände der Rennstrecke immer erst nach 10 Uhr beginnt, war die Piste denn auch schon in bestem Zustand; so gab es Rundenzeiten, die an den Vortagen nicht erreicht wurden. Schnellster war einmal mehr Titelverteidiger Norbert Kiss (MAN) aus Ungarn mit 1:57,878. Aber auch der Tscheche Adam Lacko (Freightliner), die beiden MAN-Piloten Jochen Hahn (GER) und Antonio Albacete (ESP), der zweite Buggyra-Freightliner mit David Vrsecky (CZE) und der Deutsche René Reinert (MAN) blieben noch unter der 2-Minuten-Marke. Im anschließenden Zeittraining gab es das übliche Prozedere, nach nur einer schnellen Runde fuhr ein Großteil schon wieder in die Boxengasse – Reifen schonen. Mit 1:57,187 hatte Kiss sich noch einmal gesteigert, außer dem Ungarn wähnten sich noch weitere sechs Piloten und eine Pilotin in den TopTen für die SuperPole, Albacete, Lacko, Vrsecky, Hahn, Reinert, der Franzose Anthony Janiec und die Deutsche Ellen Lohr (beide MAN). Plötzlich aber schossen auch die beiden MAN-Piloten Sascha Lenz (GER) – Platz 7 – und Jeremy Robineau (FRA) – Platz 9 – noch in die TopTen, Lohr lag nun auf dem zehnten und letzten Platz für die SuperPole. Dennoch behielt man bei Truck Sport Bernau die Ruhe, waren doch die Verfolger 2 Sekunden und mehr entfernt. Als dann jedoch der Portugiese José Teodosio (Renault) immer näher rückte, wurde Lohr rund 3 Minuten vor Schluss noch einmal auf die Piste geschickt – und sie verbesserte sich sogar noch einmal um 4 Zehntel, auf den 7.Platz vor Lenz, Janiec und Robineau. Nach 5 Minuten Pause stand dann die SuperPole an. Mit 1:57,191 legte Albacete die Tagesbestzeit – bis dahin – auf den Asphalt, Seriensieger Kiss lag nur knapp dahinter, aber dennoch nur auf dem 5. Platz. In den folgenden Runden purzelten die Bestzeiten jedoch reihenweise. In den Schlusssekunden schnappte Kiss mit 1:56,796 um gerade mal 9 Hundertstel Lacko die sicher geglaubte Pole noch weg. Die zweite Startreihe ging an Albacete und Hahn vor Vrsecky, Reinert, Lohr, Lenz, Janiec und Robineau.
Rennen 1
Auch als es zum 1. Sonntagsrennen ging, hielt das schöne Wetter weiter an. Bei tankpool24 hätte man sich sicherlich eher Regen gewünscht, zuallererst aber auch etwas mehr Zeit. Bis zur letzten Sekunde wurde an den Mercedes-RaceTrucks gearbeitet. Die beiden deutschen Piloten Roland Rehfeld und André Kursim saßen wie auf heißen Kohlen. Während Kursim es dann noch ganz knapp in die Startaufstellung schaffte, kam Rehfeld um Bruchteile zu spät. Der Berliner musst aus der Pit-Lane ins Rennen gehen und dem enteilten Feld hinterherhetzen. Umso ärgerlicher am Ende, dass Rehfeld nach einer tollen Verfolgungsjagd mit dem 11. Platz die Punkteränge nur ganz knapp verpasste. An der Spitze gab es schon das gewohnte Bild, wenn Kiss auf der Pole steht. Der Ungar ging wieder direkt in Führung und gab diese bis zur Zieldurchfahrt auch nicht mehr ab. Hinter dem MAN-Piloten gab es allerdings ein kleines Drama. Lacko lag auf der 2. Position vor Albacete und Hahn. In der 5. Runde sah man plötzlich unter dem Buggyra-Freightliner einen Feuerschein, der Truck verlor auch kräftig Öl oder Diesel. Lacko fuhr zwar direkt in die Boxengasse, doch über einen Großteil der Strecke zog sich nun eine lange Ölspur. Dennoch gab es während des restlichen Rennens dadurch keine weiteren Probleme, die Truckracer hatten die prekäre Situation offensichtlich direkt erkannt. Das Podium war nun also schon mit Kiss, Albacete und Hahn besetzt. Reinert lag auf dem 4. Platz, und für Vrsecky schien der 5. Rang auch sicher – bis der Tscheche im letzten Renndrittel plötzlich langsamer wurde. Nach und nach kamen die Verfolger näher, und in der 10. Runde musste der Buggyra-Pilot nacheinander Janiec und Lohr passieren lassen. Mit gerade mal noch einer halben Sekunde Vorsprung rettete Vrsecky seinen 7.Platz vor Robineau ins Ziel. Mit dem 8.Rang hatte sich der Franzose die Pole für das Schlussrennen gesichert. Die beiden letzten Punkteplätze holten sich Lenz und Teodosio. Die Teamwertung ging an Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Reinert Adventure (Hahn / Reinert) und Bernau-Albacete (Lohr / Albacete).
Rennen 2
Vor insgesamt 13.000 Zuschauern war auch das letzte Rennen unter besten äußeren Bedingungen zu Ende gegangen. Polesetter Robineau hatte beim Startduell gegen Routinier Vrsecky keine Chance. Kurz später ging auch Janiec an seinem Landsmann vorbei. Ganz kampflos ging das aber nicht ab und kostete ungemein an Zeit. Clever nutzte dies der zweifache Europameister Vrsecky, um seinen Vorsprung immer weiter auszubauen. Eine Runde später hatte Robineaus auch seinen 3. Platz verloren – an Kiss. Der Ungar, vom 8. Startplatz ins Rennen gegangen, war schon in der zweiten Runde auf Podiumskurs, während der von Platz eins aus gestartete Robineau in der Folge bis auf den 7. Platz zurückfiel. Als genaues Gegenteil erwies sich Lacko. Nach dem Brand und dem Dieselverlust im vorherigen Rennen war sein Buggyra erst im letzten Moment wieder fertig geworden, und der Tscheche musste dann ja auch vom letzten Startplatz ins Rennen gehen. Innerhalb weniger Runden hatte er schon das halbe Feld durchgepflügt. Bis zwei Runden vor Schluss hatte Lacko bereits 10 Plätze gut gemacht, lag auf dem 5. Rang, war noch weiter auf dem Vormarsch – und musste dann seinen Freightliner mit einem Motorschaden abstellen. Wahrscheinlich war ein defekter Injector der Grund des Übels. Währenddessen schickte sich Kiss an, auch Spitzenreiter Vrsecky zu schlucken. Doch der Buggyra-Pilot legte all seine Truckracing-Erfahrung in die Waagschale, parierte jede Attacke und brachte den Sieg im Zolder-Schlussrennen dann doch noch sicher über die Ziellinie. Wirklich überschwänglich feierte das Team den 3.Platz von Reinert. Eher etwas unspektakulär hatte sich der MAN-Pilot von seinem 5.Startplatz auf den 3. Rang vorgekämpft, und den Podiumsplatz schließlich völlig unbedrängt nach Hause gefahren. Um den 4. Platz ging es da schon ganz anders zur Sache. Aber mittlerweile weiß jeder in der ETRC, an Janiec heranzufahren ist eine Sache, den Franzosen zu überholen eine ganz andere. Immer wieder haben sich auch gestandene Champions an Janiec die Zähne ausgebissen, diesmal traf es Albacete und Hahn, die sich hinter ihrem MAN-Markenkollegen mit den Plätzen fünf und sechs zufrieden geben mussten. Siebter wurde eben Robineau vor Lohr und Lenz. Den letzten Punkterang sicherte sich Rehfeld. Der Mercedes-Pilot hatte sich bei einem Duell mit dem niederländischen Scania-Piloten Erwin Kleinnagelvoort die ganze Front abgefahren, war anschließend bis ans Ende des Feldes zurückgefallen, kämpfte sich nach und nach wieder heran und am Ende dann auch in die Punkteränge, knapp vor seinem tankpool24-Teamkollegen Kursim. Einmal mehr holte sich Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) die Teamwertung vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert). In der Championatswertung liegt 508 Punkten nun 149 Zähler vor Hahn (359), Lacko (356), Vrsecky (333), Albacete (288) und Reinert (196).
Quelle: www.truckracing.de
Bilder
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