Qualifying
Als es am frühen Morgen – 8:30 Uhr – auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia zum Warm Up des zweiten Renntags der FIA European Truck Racing Championship ging, näherten sich die Temperaturen der 20-Grad-Marke, der Asphalt war aber dennoch eher kühl. Und erneut legte der MAN-Pilot Norbert Kiss – wie auch schon am Vortag in den Freien Trainings – mit 2:01,700 Min. eine Zeit auf den Asphalt, an die nicht nur keiner seiner Konkurrenten herankam, auch der Ungar selbst hatte am Tag zuvor in der entscheidenden SuperPole solch eine Zeit nicht annähernd erreicht. Eine Stunde später stand das Qualifying an. Wie bereits üblich suchten die Top-Piloten nach nur einer schnellen Runde wieder die Boxengasse auf. Kiss begnügte sich mit 2:02,100 Min. und auch alle anderen FIA-Piloten wähnte sich sicher unter den Top Ten für die SuperPole – bis auf den Portugiesen Eduardo Rodrigues (MAN), dessen schnellsten Runden gestrichen worden waren. Am Ende verpasste er die SuperPole um eine Sekunde. Neben Kiss fuhren Buggyra-Pilot Adam Lacko (CZE), der Spanier Antonio Albacete (MAN), der Tscheche David Vsrecky (Buggyra Freightliner), eine MAN-Phalanx mit Jochen Hahn, René Reinert (beide GER), Anthony Janiec (FRA) und Ellen Lohr (GER) sowie Scania-Pilot Erwin Kleinnagelvoort (NED) und der spanische Race-by-Race-Pilot David Plaza (MAN). Doch diesmal ließ Kiss in der SuperPole wirklich nichts anbrennen, schon in der ersten schnellen Runde steigerte er sich auf 2:01,513 Min., damit war er mehr als 6 Zehntel schneller als Lacko auf dem zweiten Startplatz. Die zweite Reihe in der Startaufstellung ging an Hahn und Vsrecky vor Reinert, Albacete, Lohr, Janiec, Kleinnagelvoort und Plaza.
Rennen 1
Bei weiter leicht bewölktem Himmel und angenehmen 26 bis 27 Grad kamen pünktlich zum ersten Tagesrennen kräftige Windböen auf. Hüte und Baseballcaps flogen schon mal durch die Gegend, Sonnenschirme kippten um, und einige der aufblasbaren großen Werbebögen näherten sich schon mal dem Erdboden, wenn sie nicht rundum fixiert waren. All das machte auf Polesetter Kiss aber gar keinen Eindruck. Höchst konzentriert ging er in das Rennen, übernahm gleich in der ersten Kurve Führung und fuhr von da an einem ungefährdeten Sieg entgegen – am Ende hatte er über sieben Sekunden Vorsprung. Um den zweiten Podiumsplatz wurde allerdings rundenlang heftig gefightet. Bereits beim Start hatte Hahn sich neben Lacko setzen können. In den folgenden beiden Kurven lag der Deutsche auf der Innenbahn und schob sich so auf den zweiten Platz vor. Lacko ließ sich aber nicht abschütteln, sondern hing dem deutschen MAN-Piloten permanent am Heck. Nach etwa einem Drittel des Rennens ließ Hahn mal etwas zu weit die Türe offen, Lacko nutzte sofort die Chance und schoss gleich durch. Damit waren denn auch die Podiumsplätze verteilt. Vrsecky musste sich erneut mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Fünfte wurde etwas überraschend Ellen Lohr. Zuvor hatte es allerdings viel Aufregung gegeben. Zur Rennhälfte waren Lohr und Janiec sich etwas in die Quere gekommen. Rundenlang hatte der Franzose vorn gelegen, dann aber war Lohr an dem Lion-MAN vorbeigezogen. Janiec blieb jedoch auf Tuchfühlung, mehrmals setzte er zum Überholen an, Lohr parierte allerdings jede Attacke. Bei der letzten Aktion flog Janiec dann aber ab und landete im Reifenstapel. Die Stelle war nicht ungefährlich, folglich wurde dort auch Doppel-Gelb geschwenkt. Reinert und Albacete, die knapp hinter Vrsecky lagen, so der Vorwurf der Rennleitung, sollen in diesem Streckenabschnitt zu schnell gefahren sein. Folglich erhielten sie eine Durchfahrt-Strafe, und Lohr lag plötzlich auf dem fünften Platz vor diesen beiden MAN-Piloten. Den achten Rang und damit auch die Pole für das Schlussrennen holte sich Kleinnagelvoort. Neunter wurde Rodrigues vor dem spanischen Race-by-Race-Piloten Pedro Garcia (Iveco). Die Teamwertung holte sich erneut Buggyra (Vrsecky / Lacko) vor Team Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert).
Rennen 2
Bevor es ins Schlussrennen ging, gab es erst einmal eine Korrektur des ersten Tagesrennens. Nicht nur Reinert und Albacete hatten eine „Drive Through“ verpasst bekommen – auch Ellen Lohr, wegen Überholens unter Gelb. Da die MAN-Pilotin diese Strafe aber im Rennen nicht mehr angetreten war, erhielt sie ersatzweise zusätzliche 30 Sekunden aufgebrummt. Dadurch fiel sie wieder hinter Reinert und Albacete auf den 7. Platz zurück. Das Team um Erwin Kleinnagelvoort genoss die erste Pole in der nun ja schon doch recht langen Truckracing-Karriere. Aber in der Startaufstellung merkte man schon, wie die Top-Piloten mit den Hufen scharrten. Wie würde der Niederländer wohl mit diesem Druck fertig werden? Um es vorweg zu nehmen, Kleinnagelvoort hatte schon beim fliegenden Start keine Chance, er kam einfach nicht so in Fahrt. Noch bevor der RaceTruck-Pulk das Ende der Startgeraden erreicht hatte, war der Scania-Pilot durchgereicht worden. Nicht ganz so schlimm erwischte es Ellen Lohr, die neben Kleinnagelvoort in der ersten Startreihe gestanden hatte. Aber auch an ihr rauschte ein Teil des Verfolgerpulks vorbei – außer Reinert, der hing dahinter fest. Da war für den Lausitzer, der sich eigentlich erneut gute Podiums-Chancen ausgerechnet hatte, das Rennen auch schon gelaufen. Denn das Spitzenquintett hatte sich bereits zu weit entfernt. Unter dem Jubel der insgesamt knapp 21.000 Zuschauer hatte Albacete schon kurz nach dem Start die Führung übernommen, dicht gefolgt von einem Quartett aus zwei MAN-RaceTrucks mit Hahn und Kiss und den beiden Buggyras mit Vsrecky und Lacko. Diese Fünfergruppe hing über das ganze Rennen ganz dicht hintereinander. Hahn klopfte gelegentlich beim führenden Albacete an, doch der Spanier ließ sich nicht in einen Fehler drängen. Dahinter schien Vrsecky förmlich darauf zu warten, dass die beiden MAN-Piloten an der Spitze gegenseitig behindern würden, um dann die Chance zum Durchschlüpfen zu haben. Aber dem Tschechen selbst hing ja auch schon Kiss direkt an der Stossstange, und der Ungar wiederum hatte permanent den Buggyra von Lacko formatfüllend im Rückspiegel. So fuhr man schließlich das ganze Rennen im Abstand von Bruchteilen einer Sekunde, doch niemand ließ sich zu einer Unachtsamkeit hinreißen, die andere hätten ausnutzen können. Schließlich passierten die Fünf in genau dieser Reihenfolge die Ziellinie – innerhalb von weniger als zwei Sekunden.
Dahinter folgte dann Reinert auf dem 6. Rang vor Janiec, Lohr, Kleinnagelvoort und Rodrigues auf dem zehnten Platz und damit letztem Punkterang. Der Sieg im Teamchampionat ging an Truck Sport Bernau-Albacete (Lohr / Albacete) vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert). In der Gesamtwertung des Fahrerchampionats konnte Kiss mit insgesamt 65 Punkten weiter die Führung behaupten, gefolgt von Hahn (51), Lacko (47), Albacete und Vrsecky (beide 42) sowie Reinert (35).
Quelle: www.truckracing.de
Bilder