Qualifying
Der Morgen des letzten Tages zum 6. Lauf der FIA European Truck Racing Championship auf dem Autodrom im tschechischen Most begann wesentlich besser als die Wetterfrösche es ursprünglich prognostiziert hatten. Die Vorhersage für heute war dann auch schon wesentlich erfreulicher, die Chance, dass es trocken bleibt, ist gar nicht so schlecht, aber es könnte sehr stürmisch werden. Ziemlich stürmisch ging auch Lokalmatador Adam Lacko beim frühmorgendlichen WarmUp ans Werk, mit 2:02,153 fuhr er mit dem Buggyra Freightliner seine beste Zeit an diesem Wochenende – und das im WarmUp. Entscheidend sind aber das Qualifying und vor allem die SuperPole.
Während im WarmUp ja in der Regel noch mit älteren Reifen gefahren wird, müssen ab dem Qualifying die Pneus aufgezogen sein, mit denen auch der restliche Renntag bestritten wird. Hat man also das Gefühl mit seiner ersten schnellen Runde im 20minütigen Qualifying unter die TopTen für die SuperPole gefahren zu sein, fährt man zur Reifenschonung gleich wieder in die Boxengasse und wartet ab, was die Konkurrenz macht. Mit 2:02,438 setzte MAN-Pilot Jochen Hahn den Maßstab, Lacko brauchte zwei Zehntel mehr als der Deutsche. Aber nicht nur die beiden heißen Titelaspiranten fuhren schon frühzeitig wieder in Boxengasse, sondern auch die drei MAN-ler René Reinert, Steffi Halm (beide GER), Anthony Janiec (FRA), Norbert Kiss (HUN) auf seinem tankpool24-Mercedes und Iveco-Pilot Gerd Körber (GER). „Mr. Truckracing“ spielte dabei aber etwas mit dem Feuer, trennten ihn doch nur wenige Zehntel vom 10.Platz. Tatsächlich waren dann plötzlich nicht nur die beiden MAN-Piloten Ryan Smith (GBR) und Sascha Lenz (GER) schneller, auch der Tscheche Jiri Forman (Buggyra Freightliner) drohte Körber aus der SuperPole zu kicken. Also nahm der Iveco-Pilot noch einmal kurz vor Schluss Fahrt auf und sicherte sich am Ende knapp vor Forman den SuperPole-Platz. Und in eben dieser SuperPole, in deren 10 Minuten sich alle Pilotinnen und Piloten noch einmal hochkonzentriert richtig ins Zeug legen, „schockte“ Hahn gleich schon anfangs die Konkurrenz. Mit 2:01,847 legte er die beste Zeit des Wochenendes vor und blieb auch als einziger Truckracer unter der 2:02er-Marke. Der dreifache Champion war sich seiner Pole so sicher, dass er es erst gar nicht weiter probierte, er fuhr schon vorzeitig in die Box. Lacko hatte auch eine sehr gute Zeit auf den Asphalt gelegt, blieb aber dennoch 4 Zehntel hinter Hahn.
Drittschnellster war Reinert vor Janiec, Halm, Körber, Lenz, Smith, Kiss und Forman. Den beiden Letztgenannten wurden ihre schnellsten Zeiten weg des Überfahrens von Penalty Markern aberkannt. Weit nach Ende der SuperPole wurde Reinert schließlich auf den 10.Platz zurückversetzt, wegen Overspeed wurden all seine SuperPole-Zeiten gestrichen. Ähnlich ergangen war es zuvor schon Ellen Lohr, auch die deutsche MAN-Pilotin hatte bereits im Qualifying Overspeed und wurde deshalb ganz ans Ende des 15er-Feldes verbannt.
Rennen 3
Pünktlich zum Start des 1. Sonntagsrennens begann es tröpfeln, Gott sei Dank blieb es dann auch beim Tröpfeln. Polesetter Hahn kam dies natürlich schon entgegen, denn sein direkter Kontrahent Lacko kam in den Regenrennen der bisherigen Saison meistens etwas besser zurecht. Hahn ließ aber von Anfang an nichts anbrennen und zeigte, dass seine überlegene Zeit aus der SuperPole kein Zufallsergebnis war. Locker gewann er das Startduell und legte von da an ein Tempo vor, dem niemand folgen konnte. Nach gerade mal der Hälfte des Rennens hatte der MAN-Pilot schon über 5 Sekunden Vorsprung. Auch Lacko hatte schon ziemlich schnell einen nicht unerheblichen Sicherheitsabstand zu den Verfolgern herausfahren können. So fuhren denn auch die beiden Führenden in der Meisterschaft einem ungefährdeten Sieg, beziehungsweise zweiten Platz entgegen.
Um den dritten Podiumsplatz wurde dagegen hart gefightet. Bis zur Hälfte des Rennens konnte Janiec diese Position gegen eine anstürmende Meute mit Steffi Halm, Körber, Reinert und Kiss bestens verteidigen – bis ein Lenkdefekt die Weiterfahrt des Franzosen abrupt beendete. Aber auch Halm konnte sich nur eine Runde lang des 3. Platzes erfreuen; eine kleine Unachtsamkeit reichte, und gleich vier Trucks zogen an der jungen Deutschen vorbei. Die Führung der Verfolgergruppe hatte nun Reinert übernommen, er war ja vom 10. Startplatz aus ins Rennen gegangen war.
Den dritten Podiumsplatz brachte der Deutsche schließlich knapp aber sicher über die Ziellinie. Im Sekundenabstand folgten Körber und Kiss, rund 3 Sekunden dahinter wurde Halm abgewunken. Lenz kam auf den 7. Rang vor Buggyra-Pilot Forman, der sich damit die Pole für das Schlussrennen geholt hatte. Die letzten beiden Punkteränge gingen an Smith und dessen englischen Landsmann Shane Brereton (MAN). Pech hatte André Kursim. Lange Zeit behauptete der tankpool24-Pilot einen Platz in den Punkterängen. In einer harten Aktion schickte Smith Kursims Mercedes von der Piste, offensichtlich hat sich der Deutsche dabei einen Reifenschaden hinten rechts eingefangen, musste etwas später auch noch Brereton passieren und sich am Ende mit dem punktelosen 11. Platz zufrieden geben.
Später kam es noch zu einem Platztausch zwischen Halm und Kiss, da der Ungar 10 zusätzliche Sekunden wegen Overspeed auf seine Zeit aufgeschlagen bekam. Die Teamwertung holte sich Reinert Adventure (Hahn / Reinert) vor Buggyra International (Lacko / Forman) und tankpool24 (Kiss / Kursim).
Rennen 4
Bis zum Schlussrennen hatten sich die ganz dunklen Wolken verzogen, und so stürmisch wie angekündigt – Böen bis zu 50 km/h – wurde es auch nicht, vor insgesamt knapp 99.000 Zuschauern herrschte also weiter bestes Rennwetter. Aber im Rennen ging es dann recht stürmisch zu, wie es eben die zweiten Tagesrennen mit der umgekehrten Startreihenfolge der ersten Acht so an sich haben. Polesetter Forman ging nicht nur gleich in Führung, der junge Tscheche gewann auch direkt einen nicht unkomfortablen Abstand zu seinen Verfolgern. Auch dem neben Forman aus der ersten gestarteten Lenz saßen nicht direkt die nominell doch stärkeren und schnelleren Verfolger im Nacken, die waren nämlich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. In dieser von Kiss angeführten Gruppe kam es zu einigen Kontakten der etwas rustikaleren Art. Während die meisten Trucks optisch zwar schon einen etwas Mitleid erregenden Eindruck machten, aber dennoch von unbeirrtem Vorwärtsdrang beseelt waren, musste Körber in der 5. Runde mit defekten Hinterreifen die Segel streichen. Danach überschlugen sich dann etwas die Ereignisse. Hahn zog zunächst an Kiss vorbei und zwei Runden später auch an Lenz. Und so wie Lacko von hinten drückte, glaubte man kaum, dass der junge Deutsche auf Dauer Widerstand würde leisten können. Das hieße dann auch kein Podium für Lenz, denn Forman hatte solch einen Vorsprung, dass er – wenn überhaupt – noch von Hahn und Lacko würde eingeholt werden können. Doch in der Bergabpassage nach der Wende am anderen Ende der Strecke, wo vielfach zu schnell in die leichte Rechtskurve gegangen wird, kam Forman von der Strecke ab und raste auf die Leitplanken zu. Möglicherweise war es aber ein technischer Defekt, denn aus dem Buggyra Freightliner schlugen kurzfristig einige Flammen, die von den Streckenposten jedoch direkt gelöscht wurden. So war der Weg für Hahns zweiten Tagessieg schon vorzeitig frei, ohne dass sich der MAN-Pilot überhaupt noch einem Zweikampf zu stellen hatte. Drei Runden vor Schluss musste sich Lenz dann der Überlegenheit des anderen Buggyra Freightliners von Lacko beugen, dennoch war das Podium, das erhoffte Ziel des Lenz-Teams immer noch im realistischen Bereich.
Andererseits hing dem orangefarbenen MAN nun der tankpool24-Mercedes von Kiss an der Stoßstange. Doch Lenz kämpfte wie ein Löwe, und mit drei Zehntel Vorsprung rettete er am Ende seinen ersten Podiumsplatz in der FIA ETRC vor dem amtierenden Europameister über die Ziellinie. Hinter Kiss belegte Janiec, der ja wegen seines Ausfalls im ersten Rennen ganz vom Ende des Feldes hatte starten müssen, den 5. Platz vor Reinert und Halm. Die MAN-Pilotin war in der heißen Anfangsphase nach einem Gerangel auch ins Abseits geraten, so ans Ende des Feldes zurückgefallen und konnte sich dann nach und nach wieder vorkämpfen. An 8. Position fuhr Brereton ein, doch der Engländer erhielt anschließend noch 30 Strafsekunden aufgebrummt und fiel so auf den 11.Platz zurück. So holten sich dann die drei letzten Punkteränge Lohr, Kursim und – wie schon am Vortag –der Scania-Pilot Erwin Kleinnagelvoort aus den Niederlanden.
Einmal mehr ging die Teamwertung an Reinert Adventure (Hahn / Reinert) vor Lion Truckracing-Lenz und Buggyra International (Lacko / Forman). In der Meisterschaftswertung liegt weiterhin Hahn in Front mit 299 Punkten vor Lacko (286), Kiss (163), Reinert (152), Janiec (141) und Halm(136).
Quelle: www.truckracing.de
Bilder vom Sonntag
„Die Bilder vom Sonntag aus Most.“
From 06. Most – Sonntag. Posted by Reinert Racing on 9/05/2016 (57 items)
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