Qualifying
Es war eher etwas kühl am Morgen des zweiten Renntages zum 7. Lauf der FIA European Truck Racing Championship am ungarischen Hungaroring, aber es war vor allem auch trocken. Und so legte Norbert Kiss auf seiner Heimstrecke schon beim WarmUp mit seinem MAN mit 2:18,504 die bisherige absolute Bestzeit auf die Piste. Der schnellste Verfolger, MAN-Pilot Antonio Albacete (ESP), benötigte schon über eine Sekunde mehr, blieb aber auch noch unter der 2:20er-Marke. Beim Zeittraining hatte der Spanier dann allerdings Riesenpech. Während der ganzen 20 Minuten stand der rote Cepsa-MAN in der Boxengasse, und die Crew war fieberhaft bemüht technische Probleme zu beseitigen. Doch vergebens, Albacete kam nicht dazu, auch nur eine einzige schnelle Runde zu fahren. Gleich sieben Pilotinnen und Piloten gaben sich aber eben schon mit nur einer schnellen Runde zufrieden – waren sie sich doch wieder einmal sicher, damit die TopTen für die SuperPole schon erreicht zu haben. Im Gegensatz zum Vortag, als die Piste nach dem starken Regen nach und nach abtrocknete, und die Runden immer schneller wurden, galt nun wieder als oberste Devise: Reifenschonung. Kiss gab sich mit 2:18,803 zufrieden, also langsamer als im WarmUp, doch der Zweitschnellste, der Tscheche Adam Lacko (Buggyra Freightliner), war schon rund eine Sekunde langsamer. Auch der Deutsche Jochen Hahn (MAN), Buggyra-Pilot David Vrsecky (CZE), Steffi Halm und René Reinert (beide GER), der Franzose Anthony Janiec – alle MAN – fuhren schon frühzeitig in die Pitlane. MAN-Pilotin Ellen Lohr (GER) blieb noch zwei Runden länger auf der Strecke und schob sich dann noch vor Janiec. Letztendlich waren diese Acht auch schon sicher in den TopTen, denn der Abstand zum restlichen Feld war doch relativ groß. Aber hier wurde dann bis zuletzt hart um die letzten beiden Plätze für die SuperPole gefightet. Am Ende hatten die beiden MANler Sascha Lenz (GER) und Frankie Vojtisek (CZE), das glücklichere Ende für sich. Der Deutsche Roland Rehfeld verpasste mit seinem Mercedes die TopTen nur äußerst knapp. Sein Landsmann und tankpool24-Teamkollege André Kursim, der ja noch am Samstag bei extrem schwierigen Pistenverhältnissen erstmals in die SuperPole gefahren war, fuhr gar zwischendurch in die Boxengasse, ließ etwas an seinem Mercedes nachstellen, dennoch reicht es diesmal nicht für die TopTen, ebenso wenig wie für den Scania-Piloten Erwin Kleinnagelvoort (NED). Nach nur kurzer Pause ging es dann in die für die Startaufstellung der ersten fünf Reihen entscheidenden SuperPole. Kiss ließ erst gar nichts anbrennen, fuhr gleich 2:18,159 – die absolute Bestzeit des Wochenendes – und dann wieder in die Boxengasse. Hahn lag als Zweiter schon gut eine Sekunde zurück, da war dem Ungar klar, an seine Zeit kam niemand mehr heran, ihm konnte niemand mehr die Pole entreißen – auch wenn die Konkurrenten sich noch an einer weiteren schnellen Runde probierten. Die weitere Startreihenfolge lautet, Lacko, Reinert, Vrsecky, Halm, Lohr, Janiec, Vojtisek und Lenz.
Rennen 1
Nach den mittlerweile schon üblichen Norbert Kiss-Huldigungen in der Startaufstellung, dauerte der erste Teil des ersten Sonntagsrennens nur wenige Runden. Polesetter Kiss hatte sich – natürlich – sofort an die Spitze gesetzt, gefolgt von Hahn, Reinert, den Buggyras, Halm und dem Rest des Feldes. Als es auf Turn 13 zuging, der vorletzten Kurve vor der Zielgeraden, lagen Reinert und Vrsecky nebeneinander, es qualmte heftig, man war mit den Seiten kräftig aneinander geraten. Die Seitenverkleidung des Buggyras löste sich in Einzelteile auf, Reinert hatte einen platten Vorderreifen und blieb in der Auslaufzone stehen. Eigentlich war das Rennen für den Deutschen damit beendet.
Doch zwei Runden später explodierte der Motor von Lackos Buggyra, rote Flagge, Rennabbruch. Genau in dieser Runde fuhr Albacete in die Boxengasse, der Spanier hatte erneut Lenkungsprobleme. Laut Reglement herrschen nach einem Rennabbruch „Parc Fermè-Bedingungen, doch die Trucks von Albacete und Reinert durften repariert werden und standen beim Restart wieder in der Startaufstellung. Kiss ging natürlich wieder sofort in Führung und fuhr einen ganz sicheren Start-Ziel-Sieg ein. Ebenso sicher brachte Hahn seinen zweiten Platz ins Ziel. Um den dritten Podiumsplatz führten Steffi Halm und Vrsecky lange Zeit ein Duell auf Biegen und Brechen, bis die Deutsche knapp – um eine Sekunde – aber dennoch sicher die Ziellinie vor dem Tschechen passierte. Mit Abstand kam Reinert an 5. Position ein, vor Janiec, Lohr und Albacete, der mit dem achten Platz die Pole für das Abschlussrennen gehabt hätte. Rehfeld und Vojtisek kebbelten sich rundenlang um den 9. und 10. Platz. Kurz vor Schluss knallte der tschechische MAN dem Mercedes kräftig aufs Heck, sodass die Front des MAN völlig schief in der Gegend hing. Kurz danach knallte der MAN noch einmal auf das Mercedes-Heck, Rehfeld wurde von der Strecke gedrückt und Vojtisek ging vorbei. Nicht bedacht hatten viele scheinbar, dass Reinert von vornherein mit 2 Runden Rückstand an den Restart gegangen war. Erst das erste Ergebnis auf dem Papier, brachte Klarheit, alle hinter Reinert rückten um einen Platz vor, Lenz war nun Zehnter. Damit aber nicht genug. Auch die Aktionen von Vojtisek standen auf dem Prüfstand. Schließlich erhielt der Tscheche eine 30 Sekunden-Strafzeit, wodurch er auf den 11. Platz zurückfiel. Kleinnagelvoort war nun Zehnter – Rehfeld holte sich so seine erste Pole. Die Teamwertung ging Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Reinert Adventure (Hahn / Reinert) und Team Bernau-Albacete (Lohr / Albacete).
Rennen 2
Zwar gab es gegen Mittag mal ein paar dunkle Wolken am Himmel, aber bis zum letzten Rennen herrschte vor insgesamt 32.000 begeisterten Zuschauern – besser gesagt, KISS Norbi-Fans – herrliches Sommerwetter mit Temperaturen so um die 20 Grad. Einmal mehr wurde die Startaufstellung zu einem Norbert Kiss Huldigungsritual, der Titelverteidiger wurde ja schon von seinen Landsleuten während des ganzen Wochenendes gefeiert wie ein Popstar. Das tankpool24-Team zelebrierte derweil in der Startaufstellung, die erste Pole in der eigenen kurzen Truckracing-History. Vom Team MB-Motorsport war sicherlich niemand so vermessen, dass er Rehfeld nun gleich auf einem Podiumsplatz erwartete, doch auf ein paar weitere Punkte hoffte man schon. Aber gleich beim Start wurde wieder einmal deutlich, dem Mercedes-Motor fehlen einfach einige PS. Während Albacete bei grün gleich nach vorn schoss, fiel Rehfeld schon auf den vierten Platz zurück, etwas später war er nur noch Achter und dann war der Berliner auch schon raus aus den Punkten. Kiss wollte einmal mehr zu einer seiner beispiellosen Verfolgungsjagden ansetzen, schließlich musste er ja von 8 aus ins Rennen ins Rennen gehen. Doch damit wollte sich die Konkurrenz nicht so ohne weiteres abfinden. Es gab diverse kleine Scharmützel, denn es hatten ja noch einige mehr Podiumsambitionen. Aber genau diese ständige Gerangel hielt die Verfolger auch ganz massiv auf, insbesondere wollten ja auch erst einmal Lohr und Janiec überholt werden. Daran hatte sich in den vorherigen Rennen gerade hier auf dem Hungaroring schon so manch andere rundenlang die Zähne ausgebissen. Genauso war es jetzt auch, Spitzenreiter Albacete war darüber sicherlich hoch erfreut, konnte er doch seinen Vorsprung immer weiter ausbauen. Ähnlich wie Kiss waren auch Lacko und Reinert, die ja aus der letzten Startreihe ins Rennen gehen mussten, von einem ungehemmten Vorwärtsdrang beseelt. So langsam wurde die Reihenfolge auch etwas deutlicher. Albacete lag natürlich weiter klar an der Spitze gefolgt von Vrsecky, und damit schienen die ersten beiden Podiumsplätze auch schon vergeben – sollte nicht noch etwas Unvorhergesehenes passieren. Derweil zog es Kiss immer weiter Richtung Podium, und spätestens am Jubel seiner Fans, die das Geschehen auch auf Großleinwänden verfolgten, konnte man erkennen, dass der Lokalmatador wieder einen anderen RaceTruck kassiert hatte. Er lag mittlerweile auf der 3. Position, war damit also zum vierten Mal auf dem Podium, aber das reichte dem MAN-Piloten offenbar nicht. Mit unvermindertem Tempo näherte er sich Vrsecky, und bald wurde auch der Buggyra-Pilot ein „Opfer“ des ungehinderten Vorwärtsdrangs des Ungarn. Doch Albacete war nun doch zu weit weg, Kiss musste sich am Ende schließlich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Hinter Vrsecky holte sich Hahn den 4. Platz vor Lacko, Reinert, Halm, Janiec, Lohr und Vojtisek auf dem letzten Punkterang. Die Teamwertung ging diesmal an Truck-Sport-Bernau-Albacete (Lohr / Albacete) vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Oxxo-Lion (Kiss / Janiec). Natürlich führt nach diesem Wochenende Kiss mit 441 Punkten weiter ganz überlegen die Championatswertung an, gefolgt von Hahn (322), Lacko (321),Vrsecky (289), Albacete (245) und Reinert (160).
Bilder
[Best_Wordpress_Gallery id=“45″ gal_title=“07. Budapest – Sonntag“]Quelle: www.truckracing.de