Qualifying
Der Himmel über dem Circuit Zolder sah am Morgen ausgesprochen trübe aus, das Thermometer hatte gerade zweistellige Werte erreicht, und die belgischen Wetterfrösche zeigten sich auch nicht unbedingt optimistisch. Die Truckracer mussten schon damit rechnen, dass es am heutigen ersten Renntag des 8.Laufs zur FIA European Truck Racing Championship immer mal wieder etwas feuchter werden könnte. Beim frühmorgendlichen WarmUp fisselte es leicht, die Piste war leicht rutschig, und so lagen die Zeiten denn auch um 7 bis 8 Sekunden über denen des gestrigen 1. Freien Trainings – das war ja noch unter normalen Bedingungen über die Bühne gegangen. Der Tscheche Adam Lacko war mit seinem Freightliner um gut eine halbe Sekunde schneller als MAN-Pilot Norbert Kiss (HUN). Als es dann zum 1. Zeittraining (Q 1) ging, hatten sich die Verhältnisse etwas verbessert, doch es sah nicht so aus, als würden sie sich während der 20-minütigen Session noch weiter massiv ändern. So gab es wieder das alte Spiel. Um Reifen zu schonen, fuhren die TopFive schon nach nur einer schnellen Runde wieder in die Boxengasse. Mit 1:59,641 blieb nur Kiss unter der 2-Minuten-Marke, damit lag er mit mehr als einer Sekunde vor seinen härtesten Verfolgern, dem Spanier Antonio Albacete (MAN), den beiden tschechischen Buggyra-Piloten Lacko und David Vrsecky und dem Deutschen Jochen Hahn (MAN). Der Abstand des restlichen Feldes war so groß, dass für diese Piloten keine Gefahr bestand, noch aus den TopTen für die SuperPole gekickt zu werden. Am Ende schafften diesen Sprung auch noch die drei MAN-Piloten René Reinert (GER), Anthony Janiec (FRA) und Sascha Lenz (GER) vor den beiden Deutschen Roland Rehfeld (Mercedes-Benz) und Ellen Lohr (MAN). Für Rehfeld war es die erste SuperPole, sein tankpool24-Team-Kollege André Kursim, der es ja in Ungarn erstmals in die TopTen geschafft hatte, verpasste mit dem 11. Platz diesmal knapp diese „Ehrenliga“. In dieser anschließenden 10-minütigen Session setzte Lacko mit 1:59,502, der bis dahin schnellsten Zeit des Tages, denn auch gleich das Maß.
So sehr sich die Konkurrenten auch mühten, die Pole für das 1. Rennen schien dem Tschechen sicher – bis zur wirklich allerletzten Sekunde. Da setzte Kiss noch einmal alles auf eine Karte, mit 1:59,136 nahm er Lacko gar noch fast 4 Zehntel ab. Die zweite Startreihe ging an Vrsecky und Albacete gefolgt von Hahn, Reinert, Janiec, Lohr, Lenz und Rehfeld.
Rennen 1
Mittags kam tatsächlich etwas die Sonne hervor, man war fast schon geneigt die Sonnenbrille aufzusetzen, als es dann doch leicht anfing zu tröpfeln. Aber schon während der Startaufstellung hatte sich die Furcht der einen und die Hoffnung der anderen auf einen richtigen Regenschauer bereits wieder erledigt. Allein, dass eigentlich alle in diesem Rennen ihre Tagesbestzeiten auf die Piste legten, zeigt, es herrschten ganz hervorragende Streckenverhältnisse. Die Chance auf außergewöhnliche Zufälle war nun eher relativ gering, und so verlief dann auch das Rennen. Kiss nutzte seine Pole, übernahm gleich die Führung und gab sie bis zum Zieleinlauf auch nicht mehr ab. Der Rest folgte dem Ungarn genau entsprechend der Startaufstellung. Einzig Reinert hatte schon anfangs zwei Plätze eingebüsst, als er Janiec und Lohr passieren lassen musste. An Lohr drückte sich der Lausitzer in der Schikane auf der Gegengeraden dann wieder vorbei, seinen französischen Markenkollegen packte Reinert aber nicht mehr. Als sich schon alles auf den Zieleinlauf eingestellt hatte, mit einem Podium Kiss, Lacko und Albacete sowie mit Vrsecky dem 4. Platz, gefolgt von Hahn, Janiec, Reinert und Lohr, womit die Grand Dame des Truckracing ja die Pole für das zweite Rennen gehabt hätte, tat sich plötzlich etwas Unerwartetes. Hahns MAN begann zu schwächeln, Janiec und Reinert zogen vorbei, so dass Hahn nun auf dem 7. Platz lag. Und dann passierte auch noch Lohr quasi auf der Ziellinie den grün-weißen Castrol-MAN. Nun also hatte Hahn die Pole, Lenz und der Niederländer Erwin Kleinnagelvoort (Scania) holten sich die letzten beiden Punkteränge. Aber damit war das Kapitel des ersten Rennens beim 8.Lauf der FIA ETRC immer nicht noch beendet. Schon beim Zielleinlauf war bekannt geworden, dass Janiec eine 30-Sekundenstrafe aufgebrummt bekommen hatte, wegen mehrfachen Überfahrens der Cornermarker. Und so rutschte der Franzose auf den 9. Platz zurück, alle anderen hinter Vrsecky Platzierten rückten um eine Position vor. Nun lag plötzlich Lenz erstmals in einem FIA ETRC-Rennen auf der Pole.
Die Teamwertung holte sich Buggyra (Vrsecky / Lacko) vor Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) und Bernau-Albacete (Lohr / Albacete).
Rennen 2
Zwischen den beiden Rennen ging ein heftiger Regenschauer über Zolder nieder. Das Rahmenprogramm wurde gar für eine Viertelstunde unterbrochen. Als die Truckracer in die Startaufstellung fuhren, brach schon wieder die Sonne durch. Dennoch war der Asphalt immer noch extrem rutschig. Anfangs lagen die Rundenzeiten bei denen des gestrigen Regentrainings, und auch die anschließenden Bestzeiten, die um 10 Sekunden und mehr langsamer waren als im ersten Rennen und sämtlich erst in den letzten beiden Runden erzielt wurden, zeigten, wie schwierig die Pistenverhältnisse eigentlich waren. Polesetter Lenz zog beim Start-Duell mit Hahn den Kürzeren, aber wenig später traf es den jungen Deutschen ganz hart. Es gab wohl eine kräftige Berührung mit Kiss, wobei sogar die Feder etwas abbekommen habe, meinte der enttäuschte Lenz nach dem Rennen. Jedenfalls fand er sich plötzlich am Ende des Feldes wieder. Anschließend fuhr der MAN-Pilot gar wieder auf den 8.Platz vor, geriet auf der Start-und-Ziel-Geraden mit seinem MAN-Markenkollegen Jeremy Robineau (FRA) aneinander, worauf der Franzose sich drehte und der Deutsche eine Durchfahrtsstrafe kassierte. Das warf Lenz erneut aus den Punkten auf den 12. Platz zurück, hinderte ihn aber nicht, zum Schluss noch die sechstschnellste Rundenzeit auf die Piste zu legen. An der Spitze hatte sich derweil Hahn auf und davon gemacht. Er schien einem ungefährdeten Sieg entgegenzufahren, sollte nicht noch etwas Außergewöhnliches passieren. Außergewöhnlich war es wohl nicht, aber mit zunehmender Distanz und abnehmender Nässe schienen die Reifen an Hahns MAN massiv abzubauen. Während sich alle anderen teilweise gar extrem steigerten, fuhr der Altensteiger ab Mitte des Rennens fast auf einem Level. Erst in der Schlussrunde konnte er sich noch einmal steigern, allerdings war da Lacko, der sich vom vierten Platz vorgearbeitet hatte, gerade an ihm vorbei gezogen. Kiss holte sich den dritten Podiumsplatz vor dem Abonnementsvierten Vrsecky und Albacete. Mit etwas Abstand folgte Reinert vor Lohr. Die drei letzten Punkteränge machte das Trio Janiec, Kleinnagelvoort und Rehfeld unter sich aus, wobei insbesondere der Mercedes-Pilot sich die Piste noch etwas länger etwas nasser gewünscht hätte. Rehfeld war nach seinem Ausfall im ersten Rennen vom Ende des Feldes gestartet, schon in der zweiten Runde auf die 9. Position vorgefahren, bevor sich mit abtrocknender Strecke wieder der Nachteil fehlender PS stärker auswirkte. Am Ende war das tankpool24-Team mit dem Punkt dann doch zufrieden.
Die Teamwertung ging wieder an Buggyra (Vrsecky / Lacko), den zweiten Platz holte sich diesmal Reinert Adventure (Hahn / Reinert) vor Oxxo-Lion (Kiss / Janiec). Die Führung in der Championatswertung behauptet natürlich weiter klar Kiss mit 473 Punkten vor Lacko (356), Hahn (341), Vrsecky (309), Albacete (265) und Reinert 174.
Bilder
[Best_Wordpress_Gallery id=“50″ gal_title=“08. Zolder – Samstag“]Quelle: www.truckracing.de