Qualifying
Mehr als 24 Stunden hatte es in Misano Adriatico durchgeregnet, im Paddock, in der Pit Lane und auch auf der Strecke stand das Wasser an manchen Stellen zentimeterhoch. Unter diesen Umständen, so befürchteten einige, könnte es sein, dass am ersten Tag in Misano gar nicht gefahren werden könnte – zumal auf der Piste ein völlig neuer Belag aufgetragen worden war, dem noch der rechte Grip fehlt. Doch heute Morgen sah dann alles schon ganz anders aus. Es war zwar nicht wirklich Misano-like, aber wenigstens trocken. Allerdings war die Piste an einigen Stellen wohl noch etwas tückisch. Und so gab es insbesondere im 2. Freien Training diverse Dreher, einen denn auch recht mit dramatischen Folgen. Zunächst war der Franzose Jeremy Robineau mit seinem MAN von der Piste abgekommen, gegen die Leitplanken gekracht und aufs Gras zurückgeschleudert worden. So wurde dort denn auch „Gelb“ geschwenkt. Dennoch drehte sich an der Stelle anschließend auch Ellen Lohr (GER), und auch sie stand im Gras. Als sie anschließend ihren MAN auf die Piste zurücksetzte, musste ein anderen MAN, der von Eduardo Rodrigues (POR), ausweichen, sodass der an der gleichen Stelle wie zuvor Robineau in die Leitplanke einschlug – rote Flagge.
Mit rund 20 Minuten Verspätung ging es dann weiter. Die Trainingszeit war schon abgelaufen, als sich der Portugiese Jose de Sousa mit seinem Renault eingangs der Zielgeraden drehte. MAN-Pilot René Reinert lag knapp dahinter, musste sofort sein Tempo verlangsamen, wich nach rechts aus, und in dem Moment donnerte Lohr schon voll auf Reinerts Truck. Lohrs MAN hing komplett auf dem von Reinert. Das sah spektakulär und auch nach viel Arbeit aus, allen Beteiligten ist aber nichts passiert.
Beide Teams hoffen dennoch, die Trucks bis morgen wieder einsatzfähig zu haben. Einmal mehr zeigte der Unfall aber auch, wie sicher die mehr als 5 Tonnen schweren Boliden tatsächlich sind. Mit Verspätung begann dann das 1. Zeittraining, zunächst mit gerade mal 12 Trucks. Erst zehn Minuten vor Schluss fuhren noch drei weitere Trucks auf die Piste, darunter auch der Portugiese Jose Teodosio (Renault) und drei Minuten vor dem Ende kamen dann noch einmal zwei dazu, mit Jose Rodrigues, ein weiterer Portugiese auf Renault. Diese beiden brachten das hintere Feld für die Top-Ten schließlich noch etwas durcheinander.
In diese Top-Ten für die SuperPole fuhren schließlich die beiden MAN-Piloten Norbert Kiss (HUN) und Jochen Hahn (GER) vor den beiden tschechischen Buggyra-Piloten Adam Lacko und David Vsrecky. Vervollständigt wurde das Feld für die SuperPole durch den spanischen MAN-Piloten Antonio Albacete, Gerd Körber (GER) auf Iveco, den Franzosen Anthony Janiec (MAN), Teodosio, Jose Rodrigues und Sascha Lenz (GER) auf MAN. In der SuperPole legte zunächst Hahn die Bestzeit vor, wurde aber wenig später von Kiss um 26 Tausendstel unterboten. Zum Schluss setzte der Ungar noch einen drauf und verbesserte sich noch einmal um gut eine halbe Sekunde auf 2’01.689. Hinter den beiden MAN belegten Lacko und Albacete die zweite Startreihe vor Vrsecky, Körber, Teodosio, Janiec, Jose Rodrigues und Lenz.
Rennen 1
Kurz nach der SuperPole kam wieder Nasses vom Himmel, mal mehr mal weniger. So fiel denn auch die mittlerweile obligatorische Autogrammstunde vor dem Zelt der TRO etwas kürzer aus. Sehr viel länger als üblich war dann dafür die Zeit für den Parc Fermé, warum auch immer. Die Teams waren denn auch ziemlich sauer, wäre doch so nicht einmal mehr ein Viertelstündchen für den Service geblieben. Da wussten sie aber noch nicht, dass die Zeit bis zur Öffnung der Boxengasse sich mehr und mehr nach hinten verschob. Schließlich war man schon bei mehr als eineinhalb Stunden Verspätung, und es kam das Gerücht auf, es würde heute nur noch ein Rennen gefahren. Plötzlich brach dann aber etwas Hektik aus, offenbar sollte es doch noch zwei Rennen geben. So ging auch die Startaufstellung ganz flott über die Bühne. Der Regen wurde wieder stärker, es wurden zwei Einführungsrunden gefahren und auch beim Start galt „Gelb“. Anschließend reihten sich die Trucks so ein, wie sie gestartet waren. Wenn nun niemand ein großen Fehler oder übermütig werden würde, so schien es, würde das Rennen auch so zu Ende gehen, wie es angefangen hatte. Doch dann hatte Polesetter Kiss am Ende der langen Geraden wohl einen leichten Verbremser. Hahn und Lacko nutzten sofort die Chance und zogen vorbei. Während Hahn auch schnell etwas Abstand gewann und von nun an einem ungefährdeten Sieg entgegenfuhr, versuchte Kiss, den Buggyra-Piloten Lacko mal links, mal rechts zu überholen. Doch der Tscheche parierte jede Attacke und verteidigte am Ende seinen zweiten Platz relativ souverän. Vierter wurde Albacete vor Vrsecky und Janiec. In einsames Rennen auf der 7. Position – viel Abstand nach vorn, viel Abstand nach hinten – fuhr Jose Rodrigues. Den Pole-Platz neben dem Portugiesen in der ersten Reihe beim Start zum zweiten Rennen holte sich als Achter MAN-Pilot Jeremy Robineau (FRA) vor Lenz und dem Mercedes-Piloten Roland Rehfeld (GER), der damit den ersten Punkt für das tankpool24-Team einfuhr. Den zweiten tankpool24-Mercedes musste André Kursim (GER) schon nach der ersten Formation-Lap wegen Elektrikproblemen abstellen. Und auch Körber fuhr wegen technischer Probleme seinen Iveco in die Box. Die Teamwertung holte sich wieder Buggyra (Vrsecky / Lacko) vor Reinert Adventure (Hahn / Reinert) und Team Oxxo Lion (Kiss / Janiec).
Rennen 2
So überlang der Parc Fermé nach dem Qualifikationstraining gedauert hatte, so extrem kurz war er nach dem ersten Rennen – es waren tatsächlich nur wenige Minuten. Ähnlich hektisch ging es dann auch nach dem „Pit Lane Open“ zu. In der ersten Startreihe standen Robineau und Rodrigues. Der Portugiese fiel schon beim Start weit zurück, kämpfte sich dann noch einmal in die Punkteränge zurück, bevor er dann zur Mitte des Rennens mit technischen Problemen das Rennen aufgeben musste. Polesetter Robineau erging es da etwas besser. Er hielt sich noch lange auf dem vierten Platz, nachdem auch er schon in der ersten Runde Janiec, Vrsecky und Kiss hatte den Vortritt lassen müssen. Aber dem Franzosen hingen anschließend Lacko, Hahn, Albacete und Körber fast an der Stoßstange – der Druck der Verfolger war enorm. Schließlich drehte sich Robineau tatsächlich, der größte Teil des Feldes zog vorbei, Körber kollidierte gar noch mit dem quer stehenden MAN, und so verlor der Iveco-Pilot auch den Anschluss an die Spitzengruppe. Kiss hatte zwischenzeitlich Vsrecky überholen können, und dann zog auch Teamkollege Lacko noch am Buggyra-Piloten vorbei. Das Rennen ging bereits ins letzte Drittel, als Kiss sich auch Spitzenreiter Janiec schnappte; als wenig später auch Lacko vorbeizog war der Kampf ums Podium entschieden. Um die weiteren Platzierungen wurde aber weiter hart gekämpft. Hahn wollte sich schließlich nicht mit dem 5. Platz zufrieden geben und ritt immer mal wieder Attacken gegen Vsrecky. Albacete hielt sich in Lauerstellung knapp dahinter, letztendlich änderte sich aber auch hier nichts mehr.
Hinter Körber fuhr Lohr, deren RaceTruck die Bernau-Crew nach dem schweren Unfall im 2. Freien Training mit einer unglaublichen Energieleistung wieder rechtzeitig fahrbereit hinbekommen hatte, auf den 8. Rang vor Rehfeld und Teodosio. Kursim verpasste als Elfter nur knapp den ersten Punkt auch für den zweiten tankpool24-Mercedes. Im Championat führt Kiss weiter mit 177 Punkten vor Hahn (124), Lacko (123), Vrsecky (100), Albacete (90) und Reinert (58). Die Teamwertung ging klar an Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Bernau-Albacete (Lohr / Albacete).
Bilder
[Best_Wordpress_Gallery id=“20″ gal_title=“03. Misano – Samstag“]Quelle: www.truckracing.de