Qualifying
Erstmals begann der zweite Tag eines Laufs zur FIA European Truck Racing Championship nicht mit einem WarmUp, sondern mit dem 2. Freien Training, denn für den Vortag war ja nur ein Freies Training angesetzt. Gegen vier Uhr in der Nacht hatte es am Hungaroring nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest begonnen zu regnen, teilweise recht heftig. Auch als es zum Freien Training ging kam zwar immer noch Nass vom Himmel, wenn auch nicht mehr so stark. Dennoch stand zum Teil noch das Wasser auf der Piste, die RaceTrucks brauchten auch gut 30 Sekunden mehr pro Runde als im 1. Freien Training. Am Ende lag der Tscheche Adam Lacko (Buggyra Freightliner) vorn vor MAN-Pilot Jochen Hahn (GER) und dessen ungarischen Markenkollegen Norbert Kiss. Es war aber allen klar, dieses Ergebnis war eigentlich ohne Bedeutung, vielleicht gab es aber schon einen Hinweis, wie gut die einzelnen Teams den Truck auf die nasse Strecke hatten einstellen können. Mit dem Zeittraining wurde es dann erstmals etwas ernster. Anders als häufig üblich, fuhren auch die Toppiloten nicht nach nur einer schnellen Runde in Boxengasse, weil sie sicher waren, sich schon für die TopTen qualifiziert zu haben. Doch es regnete nun nicht mehr, der Asphalt trocknete nach und nach ab, die Zeiten wurden schneller. Vorn wechselten sich Kiss und Lacko mit den Bestzeiten ab, der Tscheche lag schließlich vorn. Als man eigentlich damit rechnete, dass sich nichts mehr weiter tun würde, nur Kiss war noch auf der Strecke, legte der Ungar noch einmal kräftig zu und zog doch noch an Lacko vorbei. Dennoch lagen Zeiten immer noch um 22 bis 25 Sekunden über den besten Runden vom Vortag. Neben Kiss und Lacko schafften auch der Spanier Antonio Albacete (MAN), Buggyra-Pilot David Vrsecky (CZE), Hahn, René Reinert (GER), Anthony Janiec (FRA), Frankie Vojtisek (CZE) – alle MAN – der Mercedes-Pilot André Kursim (GER) und seine Landsmännin Ellen Lohr (MAN) den Sprung in die SuperPole. Und eben in dieser SuperPole, in der die ersten zehn Startplätze vergeben werden, ließ sich Kiss auf gar kein Risiko mehr ein. Von Anfang an fuhr er eine Bestzeit nach der anderen, am Ende kam dann auch nur er mit 2:40,680 unter 2:41 Min. Lacko brauchte schon knapp eine Sekunde mehr. Die restliche Startreihenfolge lautete Albacete, Vrsecky, Reinert, Hahn, Janiec, Vojtisek, Lohr und Kursim.
Rennen 1
Als die Trucks in die Startaufstellung zum ersten Rennen fuhren, hatte die Sonne sich zwar immer noch nicht richtig blicken lassen, dennoch war die Piste wieder komplett abgetrocknet. So lagen denn schließlich die besten Rundenzeiten wieder unter 2:20 Minuten. Dass Kiss dem 7.Lauf zur FIA ETRC am Hungaroring den Stempel aufdrücken würde, war schon zu erwarten, doch es scheint gar ein Norbert Kiss-Festival zu werden. Das Fahrerlager ist brechend voll, ein Großteil der Fans trägt Oxxo T-Shirts, und allenthalben hört man „Norbi, Norbi“-Sprechchöre Da wollte Kiss seine Landsleute natürlich nicht enttäuschen. Gleich am Start übernahm der Polesetter die Führung und baute sie permanent aus auf fast 8 Sekunden beim Zielleinlauf. Immer wenn Kiss an den Tribünen entlang fuhr, tobten die Fans vor Begeisterung. Hinter dem Lokalmatadoren hatte sich gleich Lacko eingeordnet, der ebenso ungefährdet auf den zweiten Podiumsplatz fuhr vor Hahn. Der Deutsche hatte sich anfangs noch mit Albacete auseinander setzen müssen, doch schon in der ersten Runde musste der Spanier seinen MAN mit Motorproblemen abstellen. Vrsecky fuhr einmal mehr auf seinem Abonnementsplatz 4 ein, der 5. Rang ging an Reinert. Lange Zeit hatte sich der Lausitzer mit Vojtisek bekriegt, mal links angesetzt, mal rechts – er kam aber einfach nicht vorbei, obwohl er eindeutig schneller schien. Als Reinert dann endlich hatte überholen können, fuhr er noch einen 12-Sekunden-Vorsprung heraus. Währenddessen hatte Vojtisek die nächsten Verfolger im Nacken sitzen, Janiec und Lohr. Am Ende rettete der Tscheche seinen 6. Platz um rund 1 Sekunde ins Ziel. Auch Janiec passierte nur ganz knapp vor Lohr die karierte Flagge. Für die Deutsche bedeutete der 8.Rang die Poleposition im zweiten Rennen. Die beiden letzten Punkteränge gingen an die beiden deutschen Steffi Halm und Sascha Lenz (beide MAN). Die tankpool24-Mercedes-Piloten André Kursim und Roland Rehfeld, die im Nassen noch so großartig gefahren waren, mussten sich ebenso wie der Niederländer Erwin Kleinnagelvoort mit den Plätzen jenseits der Punkteränge zufrieden geben. Die Teamwertung ging an Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert).
Rennen 2
Schon die Startaufstellung zum zweiten Rennen löste bei manchen Beobachtern leichte Verwunderung aus, standen doch gleich zwei Damen in der ersten Reihe, Steffi Halm auf Pole und Ellen Lohr neben ihr.
Eigentlich hatte man ja Lohr in der ersten Reihe rechts erwartet. Tatsächlich hatte Reinert noch nachträglich eine 30-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekommen, wegen einer Kollision mit Albacete, wodurch sich das Ergebnis des 1. Rennens entscheidend veränderte. Der MAN-Pilot fiel vom fünften auf den 10. Platz zurück, alle anderen rutschten um einen Platz vor – und ganz entscheidend Steffi Halm von neun auf acht, also auf die Pole für das Folgerennen. Und die junge Schwäbin packte die Chance direkt beim Zopfe unf übernahm sofort die Führung. Sie konnte sich auch direkt etwas absetzen, in den folgenden Runden fuhr Halm gar einen mehrsekündigen Vorsprung heraus. Derweil stand Lohr kräftig unter Druck. Janiec hing seiner letztjährigen Teamkollegin ziemlich am Heck, und dem Franzosen wiederum die anderen, die Buggyras, Hahn und auch schon wieder Kiss. Das kam Halm an der Spitze nur zugute. Lacko war ausgefallen – offensichtlich mit einem Motorschaden – und dabei hatte er scheinbar auch etwas Öl verloren. Denn die ihm Nachfolgenden kamen kräftig ins Rutschen und hatten in dem Moment wirklich Mühe, auf der Piste zu bleiben. Auch das spielte Halm in die Karten, die Verfolger hatten erst einmal an Schwung verloren. Aber dann fielen die Barrieren. Nach Vojtisek musste sich dann auch Janiec der Verfolger beugen. Nun machte die Verfolgermeute Jagd auf Lohr, allen voran Vrescky. Nach und nach zogen die Herren an der Grand Dame des Truckracing vorbei, Nach dem Tschechen, auch Kiss und schließlich auch noch Hahn. Als die Jagd auf die zweite Dame im Feld eröffnet wurde hatte der Altensteiger schon etwas den Anschluss verloren. Im Mittelfeld hatte sich mittlerweile ein weiteres Grüppchen gebildet mit Vojtisek, Reinert und Albacete. Dabei ging es um den 7. Platz, aber es wurde gefightet, als ginge es um den Sieg. Doch der alte Truckracing-Fuchs Vojtisek parierte jede Attacke. Nicht umsonst gilt der Tscheche als nur ganz schwer überholbar. Und so rettete er schließlich seinen 7. Rang knapp ins Ziel – vor dem Deutschen und dem Spanier. Der letzte Punkterang ging an Lenz. Janiec an 6. Stelle und Lohr mittlerweile auf der 5. Position fuhren ihre Plätze recht unbedrängt nach Hause, ebenso wie Hahn seinen 4. Rang. Das Verfolgerduo Vrsecky und Kiss kam aber der Spitzenreiterin Halm gefährlich nahe. Steffi wird die Zielflagge sicherlich gleich mehrfach herbei gesehnt haben, und als die MAN-Pilotin diese dann endlich fallen sah, hatte sie noch eine halbe Sekunde Vorsprung vor Vsrecky, und knapp dahinter folgte schon Lokalmatador Kiss. Die Teamwertung blieb dann aber in Ungarn – zumindest zur Hälfte, die andere Hälfte ging nach Frankreich – wieder gewann Oxxo-Lion (Kiss / Janiec) vor Buggyra (Vrsecky / Lacko) und Reinert Adventure (Hahn / Reinert).
Bilder
[Best_Wordpress_Gallery id=“42″ gal_title=“07. Budapest – Samstag“]Quelle: www.truckracing.de